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Ukrainer verlieren offenbar strategisch wichtige Stadt im Donbass

Von:
Reuters

- von Natalia Zinets und Conor Humphries

ARCHIV: Rauch steigt nach einem Militärschlag auf eine Anlage in der Nähe des Bahnhofs von Lyman, Region Donezk, Ukraine

– von Natalia Zinets und Conor Humphries

Kiew (Reuters) – Prorussische Separatisten wollen die strategisch gelegene ostukrainische Stadt Lyman erobert haben.

Der wichtige Eisenbahnknotenpunkt sei in ihrer Hand, teilten die Separatisten der sogenannten Volksrepublik Donezk am Freitag mit. Ukrainische Truppen stehen seit Tagen in der Ostukraine unter massiven Angriffen russischer Truppen und den mit diesen verbündeten Separatisten. Oleksiy Arestovych, ein Berater des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj, sprach davon, dass die Schlacht an dem Eisenbahnknotenpunkt zeige, dass Moskau seine Taktik verbessert habe. “Unbestätigten Angaben zufolge haben wir die Stadt Ljman verloren. Die russische Armee – das muss verifiziert werden – hat sie erobert”, sagte er. Westliche Militärexperten sehen in der Eroberung eine Vorentscheidung darüber, ob Russland seine Offensive fortsetzen kann oder nicht.

Nachdem die russischen Streitkräfte im März aus der Hauptstadt Kiew und Anfang des Monats aus den Außenbezirken der zweitgrößten Stadt Charkiw zurückgedrängt wurden, haben sie in der östlichen Donbass-Region den stärksten Vorstoß seit Wochen unternommen.

Selenskyj kritisierte die EU dafür, dass sie zu lange brauche, um russische Energieimporte zu verbieten. Jeden Tag zahlten die EU-Staaten eine Milliarde Euro für Gas und Öl, mit denen die Kriegsanstrengungen des Kremls finanziert würden. “Der Druck auf Russland ist buchstäblich eine Frage der Rettung von Leben. Jeder Tag des Zögerns, der Schwäche, der verschiedenen Streitigkeiten oder der Vorschläge zur ‘Befriedung’ des Aggressors auf Kosten des Opfers bedeutet lediglich, dass noch mehr Ukrainer getötet werden”, sagte er.

Unterdessen geht die Debatte um westliche Waffenlieferungen an die Ukraine weiter. Die ukrainische Regierung forderte Bodenwaffen mit größerer Reichweite, insbesondere Raketenwerfer, die ihr helfen könnten, eine Artillerieschlacht gegen Russland im Osten zu gewinnen. Nach US-Angaben erwägt die Regierung von Präsident Joe Biden sogar, Kiew mit dem Artillerie-System M142 HIMARS zu beliefern, das eine Reichweite von Hunderten Kilometern haben kann. Bisher hatte auch Washington davor gewarnt, dass Waffen mit größerer Reichweite eine Eskalation bedeuten könnten, wenn die Ukraine damit Ziele tief in Russland angreifen würde. Der russische Außenminister Sergej Lawrow warnte, jegliche Waffenlieferungen, die russisches Territorium erreichen könnten, wären “ein ernsthafter Schritt in Richtung einer inakzeptablen Eskalation”.

Russische Truppen waren am 24. Februar in das Nachbarland einmarschiert. In dem Konflikt sollen bereits Zehntausende Soldaten und Zivilisten getötet worden seien. Selenskyj sprach davon, dass durch den Krieg rund zwölf Millionen Menschen aus ihren Häusern vertrieben worden seien. Rund 5,5 Millionen Menschen hätten das Land verlassen.

Er habe bereits mehrfach versucht, ein direktes Gespräch mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin zu organisieren, um den Krieg zu beenden, sagte Selenskyj. Russland sei anscheinend aber noch nicht bereit für ernsthafte Friedensgespräche, sondern stelle nur Ultimaten. Russland wiederum wirft der Ukraine widersprüchliche Äußerungen vor. Dass die Gespräche eingefroren seien, liege in der Verantwortung der Regierung in Kiew, sagt der Sprecher des russischen Präsidialamtes, Dmitri Peskow.

Bundeskanzler Olaf Scholz warnte Putin vor Illusionen im Ukraine-Krieg. “Frieden entsteht nicht durch gewaltsames Unterwerfen. Gerechtigkeit ist die Voraussetzung für den Frieden”, sagte Scholz auf dem Katholikentag mit Blick auf den russischen Vormarsch. “Putin darf mit seinem zynischen, menschenverachtenden Krieg nicht durchkommen.”

(Berichte aus verschiedenen Reuters-Büros, geschrieben von Andreas Rinke; redigiert von Ralf Bode. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)

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