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DIW – 9-Euro-Ticket führte nicht zum nachhaltigen Umstieg auf Busse und Bahnen

Von:
Reuters
Veröffentlicht: Apr 5, 2023, 09:01 GMT+00:00

Berlin (Reuters) - Das populäre 9-Euro-Ticket für den Öffentlichen Personennahverkehr hat einer Studie zufolge nicht nachhaltig zu einem Umstieg vom Auto in Busse und Bahnen geführt.

ARCHIV: Bahnreisende steigen in einen Regionalzug nach Rostock, in Berlin, Deutschland.

Berlin (Reuters) – Das populäre 9-Euro-Ticket für den Öffentlichen Personennahverkehr hat einer Studie zufolge nicht nachhaltig zu einem Umstieg vom Auto in Busse und Bahnen geführt.

Das von Juni bis August 2022 bundesweit eingeführte Ticket habe kaum Autofahrten ersetzt, sondern vielmehr Wege mit dem Fahrrad oder den Gang zu Fuß, lautete das am Mittwoch veröffentlichte Fazit des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW). Zudem sei das subventionierte Ticket mehr für Ausflugsfahrten genutzt worden als für den Weg zur Arbeit. Die Berliner Forscherinnen und Forscher hatten für ihre Studie Bewegungsdaten und die Antworten aus repräsentativen Umfragen ausgewertet.

“Der Preis ist nur eine Komponente für einen attraktiven öffentlichen Nahverkehr, entscheidender für den Umstieg vom Auto in Busse und Bahnen ist ein zuverlässiges und gut ausgebautes Angebot”, sagte Verkehrsökonom Dennis Gaus, der mit den DIW-Ökonomen Heike Link und Neil Murray die Studie erstellt hat. “Gerade auf dem Land müsste der öffentliche Nahverkehr so ausgebaut werden, dass die Menschen die öffentlichen Verkehrsmittel überhaupt als Alternative wahrnehmen.” Wenn der ÖPNV jedoch keine Alternative darstelle, dann sei auch der Fahrpreis nicht relevant.

Den Angaben zufolge erfreute sich das 9-Euro-Ticket besonders bei Jüngeren großer Beliebtheit. 57 Prozent der unter 30-Jährigen nutzten es. Außerdem kauften 60 Prozent der Menschen mit einem Haushaltsnettoeinkommen von weniger als 1000 Euro im Monat das Ticket – der Schnitt über alle Einkommensgruppen lag nur bei rund 40 Prozent. “Damit hat die Bundesregierung zumindest eins der Ziele des 9-Euro-Tickets erreicht, nämlich Menschen von den stark gestiegenen Energiepreisen zu entlasten”, so das DIW.

Die außerdem vorgebrachten Umweltziele, die Stärkung des ÖPNV und der Umstieg vom Auto auf Busse und Bahnen seien hingegen nicht erreicht worden. “Vor diesem Hintergrund bleibt fraglich, ob das zum 1. Mai 2023 startende Deutschland-Ticket wirklich zu einem nennenswerten Umstieg hin zum ÖPNV führen wird”, sagte Gaus. Zumal die im Zusammenhang mit dem 9-Euro-Ticket befragten Menschen angaben, dass sie im Schnitt lediglich 29 Euro für ein deutschlandweit nutzbares Ticket in Bussen und Bahnen ausgeben würden. “Das 49-Euro-Ticket verringert die Einnahmen der Verkehrsunternehmen, die dann weniger finanzielle Mittel für den Ausbau des Öffentlichen Nahverkehrs haben”, sagte Gaus.

(Bericht von Rene Wagner, redigiert von Kerstin Dörr – Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)

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