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E.ON hakt Nord Stream 1 noch nicht ganz ab

Von:
Reuters
Aktualisiert: Mar 15, 2023, 13:37 UTC

- von Tom Käckenhoff und Christoph Steitz und Vera Eckert

ARCHIV: E.ON-Zentrale in Essen, Deutschland

– von Tom Käckenhoff und Christoph Steitz und Vera Eckert

Essen (Reuters) – Der Energiekonzern E.ON will auch nach der kompletten Abschreibung seiner Beteiligung an der leckgeschlagenen Ostsee-Gaspipeline Nord Stream 1 sich nicht völlig aus dem Projekt zurückziehen.

“Wir nehmen weiterhin unsere Rechte als Minderheitsgesellschafter an der Betreibergesellschaft von Nord Stream 1 wahr”, sagte Finanzchef Marc Spieker am Mittwoch auf der Bilanzpressekonferenz. “Wir sehen nach wie vor keinen Sinn darin, das Feld jetzt einfach Gazprom an der Stelle zu überlassen.” Die Betreibergesellschaft konzentriere sich im Moment darauf die Frage zu klären, wie die beiden zerstörten Leitungen versiegelt und entwässert werden könnten.

Die Ostseepipeline Nord Stream 1 war bis zum russischen Lieferstopp im vergangenen Jahr eine der wichtigsten Leitungen für den Transport von Erdgas aus Russland nach Deutschland und in weitere westeuropäische Staaten. Die Doppelröhre war wie die Parallelleitung Nord Stream 2 im September 2022 durch Explosionen schwer beschädigt worden. Ob die Leitungen irgendwann repariert würden, sei pure Spekulation, betonte E.ON-Finanzchef Spieker.

NORD STREAM – WERT SINKT VON 1,2 MILLIARDEN EURO AUF NULL

Zumindest in seiner Bilanz zog E.ON erstmal einen Strich unter die Beteiligung an Nord Stream 1. Der Versorger schrieb sie komplett ab. Die in einem Pensionsfonds hinterlegte Beteiligung von 15,5 Prozent stand zuletzt noch mit 100 Millionen Euro in den Büchern. E.ON hatte den Wert ursprünglich auf 1,2 Milliarden Euro beziffert.

Der Konzern kündigte ferner an, bis 2027 seine Investitionspläne um rund sechs Milliarden Euro auf 33 Milliarden Euro steigern. “Allerdings erwarten wir auch von Regulierung und Politik, dass dafür die notwendigen Rahmenbedingungen geschaffen werden”, betonte Vorstandschef Leonhard Birnbaum. Der größte Netzbetreiber Europas kämpft mit den steigenden Zinsen und setzt darauf, dass der Regulierer die Entwicklung bei den Netzentgelten berücksichtigt. Im vergangenen Geschäftsjahr war das Netzgeschäft einmal mehr der größte Gewinnbringer. Auch dank Zuwächsen im Geschäft mit Kundenlösungen steigerte E.ON sein bereinigtes Ebidta um zwei Prozent auf 8,1 Milliarden Euro. Für 2023 rechnet der Konzern mit einem bereinigten Ebitda von 7,8 bis 8,0 Milliarden Euro. Die Aktionäre sollen für 2022 eine Dividende von 51 Cent je Aktie erhalten nach 49 Cent für das Jahr zuvor. E.ON spüre für seine Geschäfte starken Rückenwind, erklärte Birnbaum. “Dafür sehen wir auch in den kommenden Jahren große Wachstumspotenziale.”

Das E.ON-Kernkraftwerk Isar 2 wird voraussichtlich nur noch bis Mitte April Ergebnisbeiträge liefen. Dann soll es wie zwei Meiler von RWE und EnBW vom Netz gehen und damit den Atomausstieg in Deutschland abschließen. Unter anderem in der FDP gibt es Stimmen, die wegen der Energiekrise einen Weiterbetrieb befürworten. Birnbaum sieht dafür keine Anzeichen. “Wir haben keine Indikation. Und deswegen gehe ich davon aus, das war’s dann auch am 15. April.” Der Manager machte deutlich, dass er die Stilllegung für einen Fehler hält. In seinem im Internet vorab veröffentlichten Redetext hatte er noch schärfere Worte gefunden, die er aber in der Rede selbst nicht erwähnte. Isar 2 sei eine “Weltklasseanlage”, sagte er auf der Bilanzpressekonferenz. “Klar ist, wir schalten damit eine der sichersten und produktivsten und besten Anlagen der Welt aus.”

(Bericht von Tom Käckenhoff, Christoph Steitz, Vera Eckert; Redigiert von Ralf Banser. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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