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Konjunktursorgen drücken Stimmung der Anleger

Von:
Reuters
Aktualisiert: Aug 31, 2022, 16:07 UTC

Frankfurt (Reuters) - Zum Monatsultimo wird der Dax Berechnungen von Banken und Brokerhäusern zufolge am Mittwoch die Marke von 13.000 Punkten wieder ins Visier nehmen und fester starten.

DAX-Logo auf dem Handelsparkett der Börse in Franfurt am Main, Deutschland

Frankfurt (Reuters) – Aus Furcht vor einem Rückschlag für die Konjunktur durch stark steigende Zinsen und eine drohende Energiekrise fassen Anleger europäische Aktien nur mit spitzen Fingern an.

Dax und EuroStoxx50 fielen am Mittwoch um jeweils etwa ein Prozent auf 12.834,96 beziehungsweise 3522,16 Punkte. Der US-Standardwerteindex Dow Jones bröckelte um 0,1 Prozent ab.

Kopfschmerzen bereitete Börsianern die ungebremste Inflation in der Euro-Zone, die im August ein Rekordhoch von 9,1 Prozent im Jahresvergleich erreichte. “Besonders besorgniserregend ist der Anstieg der Kerninflation”, sagte Analystin Susannah Streeter vom Brokerhaus Hargreaves Landsdown. Dies sei ein Signal, dass der Teuerungsdruck hartnäckiger werde. Daher könnte die Europäische Zentralbank (EZB) gezwungen sein, trotz einer drohenden Energiekrise die Zinsen in der kommenden Woche kräftig zu erhöhen. Bei der Kerninflation werden die schwankungsanfälligen Preise für Energie und Lebensmittel herausgerechnet.

Euro und bundesanleihen auf talfahrt

Wegen der Aussicht auf steigende Zinsen trennten sich Bond-Investoren erneut von bereits gehandelten, niedriger verzinsten Papieren. Dadurch steuerte die zehnjährige Bundesanleihe mit einem Kursminus von mehr als sechs Prozent seit Anfang August auf den größten Monatsverlust seit 19 Jahren zu.

Die US-Notenbank werde bei ihrer Sitzung Ende September den Leitzins ebenfalls um 0,75 Prozentpunkte anheben, sagte Neil Wilson, Chef-Analyst des Online-Brokers Markets.com. Dies habe Fed-Chef Jerome Powell mit seinen jüngsten Äußerungen klargemacht. Daran änderte auch der verlangsamte Jobaufbau in den USA nichts. Der privaten Arbeitsagentur ADP zufolge lag das Plus im August bei 132.000 neuen Stellen. Die Zahlen geben einen Vorgeschmack auf die offiziellen Daten am Freitag, die als entscheidend für die Geldpolitik der Fed gelten.

GASPREIS AUF BERG- UND TALFAHRT – ÖL UND KUPFER BILLIGER

Nervös machte Börsianer außerdem die Abschaltung der wichtigen Pipeline “Nord Stream 1”. Sie rätseln, ob und wie viel Erdgas Russland nach Abschluss der Wartungsarbeiten wieder in Richtung Deutschland schickt. “Die Zwischenerfolge bei der Befüllung der Speicher können nichts daran ändern, dass Gas ein knappes Gut bleiben wird – mit entsprechenden Konsequenzen für die Wirtschaftsaktivität und die Energiepreise”, sagte Commerzbank-Analystin Esther Reichelt. Der europäische Erdgas-Future fiel nach zwischenzeitlichen Gewinnen von bis zu fünf Prozent bis zum Abend um 13 Prozent auf 234 Euro je Megawattstunde.

Bei Rohöl und den Industriemetallen waren Rezessionsängste die bestimmenden Faktoren. Sie würden neben den Spekulationen um Zinserhöhungen von enttäuschenden chinesischen Konjunkturdaten geschürt, sagte Analyst Tamas Varga vom Brokerhaus PVM. Die Ölsorte Brent aus der Nordsee verbilligte sich um 2,4 Prozent auf 96,90 Dollar je Barrel (159 Liter) und Kupfer um 0,9 Prozent auf 7790 Dollar je Tonne.

GAZPROM MIT KURSSPRUNG – USA BOOSTERN BIONTECH-KURS

Bei den Aktienwerten sorgte Gazprom mit einem Rekord-Kurssprung von zeitweise mehr als 35 Prozent für Aufsehen. Der staatliche russische Gaskonzern hatte dank sprudelnder Gewinne erstmals eine Zwischendividende angekündigt. Die westlichen Sanktionen im Energiebereich müssten als gescheitert betrachtet werden, sagte Anlagestratege Jürgen Molnar vom Brokerhaus RoboMarkets. “Nicht nur, dass das Unternehmen seine Waren einfach an jemand anderen verkauft, an den für Deutschland steigenden Preisen verdienen sich die Russen eine goldene Nase.”

Gefragt waren auch die Titel von BioNTech und Moderna, die an der Wall Street zeitweise jeweils mehr als zwei Prozent zulegten. Die US-Gesundheitsbehörde ließ die speziell auf die aktuell vorherrschende Omikron-Variante angepassten Coronavirus-Impfstoffe der beiden Biotechfirmen zu. Die Papiere des BioNTech-Partners Pfizer rückten bis zu ein Prozent vor.

(Bericht von Hakan Ersen, redigiert von Birgit Mittwollen. Bei Rückfragen wenden Sie sich an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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