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Bilanzen drängen Konjunktursorgen der Anleger in Hintergrund

Von:
Reuters
Aktualisiert: Jul 29, 2022, 16:07 UTC

Frankfurt (Reuters) - Am Tag nach einer erneuten US-Zinserhöhung wird der Dax Berechnungen von Banken und Brokerhäusern zufolge am Donnerstag höher starten.

ARCHIV: DAX-Logo auf dem Handelsparkett der Börse in Franfurt am Main, Deutschland

Frankfurt (Reuters) – Starke Firmenbilanzen locken erneut Anleger in die europäischen Aktienmärkte. “Vor Beginn der Berichtssaison hatten sich viele Leute Sorgen gemacht, dass eine Rezession kommt und ob die Firmen die Erwartungen erfüllen können”, sagte Rachel Winter, Parterin beim Vermögensverwalter Killik & Co.

Dax und EuroStoxx50 stiegen am Freitag um jeweils 1,5 Prozent auf 13.484,05 beziehungsweise 3707,31 Punkte. Ersterer legte in den vergangenen Wochen insgesamt 5,5 Prozent zu und verbuchte seinen größten Kursgewinn in einem Juli seit sechs Jahren. Für Letzteren war es mit einem Plus von mehr als sieben Prozent der beste Juli seit 2009. Der US-Standardwerteindex Dow Jones rückte am Freitag 0,3 Prozent vor.

Amazon und apple hellen anlegerstimmung auf

Stimmungsaufheller waren unter anderem die Zahlen von Amazon. Der Online-Händler übertraf mit seinem Umsatz für das abgelaufene Quartal und den Erlös-Zielen für das laufende Vierteljahr die Markterwartungen. “Amazon beweist, dass die Starken auch im schwierigsten Umfeld überleben können”, sagte Analystin Laura Hoy vom Brokerhaus Hargreaves Landsdown. Die Aktien des Unternehmens stiegen an der Wall Street um bis zu 12,6 Prozent, so stark wie zuletzt vor einem halben Jahr. In ihrem Windschatten rückten der deutsche Online-Händler Zalando 6,5 Prozent und der Index für den europäischen Einzelhandel zwei Prozent vor.

Gefragt waren auch die Papiere von Apple, die sich um 2,6 Prozent verteuerten. Der iPhone-Anbieter überraschte mit seinen Ergebnissen ebenfalls positiv und sieht eine ungebrochene Nachfrage nach seinen Smartphones. Das kräftige Wachstum der vergangenen Quartale werde sich wegen der Inflation und der drohenden Rezession in den kommenden Monaten aber abschwächen, warnte Abhinav Davuluri vom Research-Haus Morningstar.

Diesseits des Atlantik gehörten BNP Paribas, BBVA und NatWest mit Kursgewinnen von bis zu 8,4 Prozent zu den Favoriten. Alle drei Banken konnten ihre Gewinne steigern. “Die Bankenbilanzen sind wegen der gestiegenen Zinsen stark”, sagte Killik-Expertin Winter. “Diejenigen mit einem Handelsgeschäft profitieren zudem von der hohen Volatilität an den Märkten.”

KONJUNKTURSORGEN BLEIBEN IN DEN HINTERKÖPFEN

Komplett vertreiben konnten die Geschäftszahlen von Amazon & Co die Konjunktursorgen der Börsianer aber nicht. So stagnierte die deutsche Wirtschaft im Frühjahr. Wegen der drohenden Energiekrise rücke eine Rezession immer näher, warnte Robert Greil, Chef-Anlagestratege des Bankhauses Merck Finck. “Wir rechnen vor allem für den Winter mit einem spürbaren Rückgang der deutschen Wirtschaftsleistung.”

Gleichzeitig steigt die Inflation in der Euro-Zone von Rekordhoch zu Rekordhoch. “Auch wenn sich EZB-Chefin Christine Lagarde auf der Pressekonferenz noch nicht klar zu einem erneut großen Zinsschritt bekennen wollte, im September führt kein Weg an einer Zinserhöhung um 50 Basispunkte vorbei”, sagte Thomas Gitzel, Chef-Volkswirt der VP Bank.

Am Rohölmarkt zog der Preis für die Sorte Brent aus der Nordsee um weitere 2,8 Prozent auf 110,18 Dollar je Barrel (159 Liter) an. Insidern zufolge wird die Opec+ bei ihren Beratungen in der kommenden Woche wohl auf eine Erhöhung der Fördermengen verzichten. Das Exportkartell werde höchstens eine moderate Anhebung diskutieren.

Beim Erdgas entspannte sich die Lage dagegen. Der europäische Future fiel um gut sechs Prozent auf 193,35 Euro je Megawattstunde, nachdem er in den vergangenen Tagen zeitweise um rund 40 Prozent auf ein Vier-Monats-Hoch von 222,50 Euro geklettert war. Weitere größere Kursrückgänge seien wegen der gedrosselten Exporte Russlands aber nicht zu erwarten, sagte Commerzbank-Analyst Carsten Fritsch. “Im Falle eines vollständigen Lieferstopps droht ein weiterer Preissprung.”

(Bericht von: Hakan Ersen, redigiert von Birgit Mittwollen. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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