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Börsen atmen nach Geldspritzen für Credit Suisse durch

Von:
Reuters
Aktualisiert: Mar 16, 2023, 10:21 UTC

Frankfurt (Reuters) - Nach heftigen Kursstürzen dürfte der deutsche Aktienmarkt wenige Stunden vor der EZB-Zinssitzung zunächst auf Erholungskurs gehen.

ARCHIV: Ein DAX-Logo ist auf dem Handelsparkett der Börse in Frankfurt abgebildet

– von Anika Ross

Frankfurt (Reuters) – Die Erleichterung über ein Rettungspaket für die Schweizer Großbank Credit Suisse verschafft Europas Anlegern etwas Luft zum Durchatmen.

Nach massiven Kursstürzen gingen vor allem die Aktien von Banken am Donnerstag auf Erholungskurs. Die Flucht in sichere Anlagehäfen wie Anleihen und Dollar ebbte ab. Doch Börsianer blieben angespannt – nicht zuletzt weil die neu aufgekommenen Sorgen um die Liquidität der Finanzhäuser die Europäische Zentralbank EZB bei ihrem Zinsentscheid am Nachmittag vor weitere Herausforderungen stellt. Dax und EuroStoxx50 zogen am Vormittag um bis zu knapp zwei Prozent an, bröckelten dann aber auf ein Plus von noch je 0,5 Prozent auf 14.800 und 4056 Punkte ab.

Die Stützungsaktion der Schweizerischen Nationalbank (SNB) stellte bei den Anlegern verloren gegangenes Vertrauen in die Credit Suisse zum Teil wieder her. Nach dem Kurskollaps der vergangenen Tage schossen die Aktien um 32,6 Prozent hoch auf 2,25 Franken. Am Mittwoch war der Kurs zweitweise auf ein Rekordtief von 1,55 Franken abgestürzt. Credit Suisse nimmt bei der SNB Kredite über bis zu 50 Milliarden Franken auf. “Dies ist ein starkes und wichtiges Signal”, sagte Vontobel-Analyst Andreas Venditti. Das Institut kaufe sich mit den Krediten der Notenbank Zeit für eine Restrukturierung, urteilten die Analysten von JP Morgan.

NOTENBANK-RETTUNGSLEINE FÜR CREDIT SUISSE BERUHIGT

Das Signal der Finanzaufseher aus der Schweiz weckte den Risikoappetit der Investoren wieder. Der europäische Bankenindex gewann bis zu 3,7 Prozent. Im Dax legten Deutsche Bank zeitweise sechs Prozent zu, Commerzbank um knapp fünf Prozent. Die spanischen Titel von Santander, BBVA und Caixabank stiegen zwischen drei und vier Prozent. In Paris, Amsterdam und Brüssel ging es bei Finanzwerten ebenfalls aufwärts. Der Preis für die Absicherungen gegen Zahlungsausfälle bei Anleihen von Banken, ein Alarmsignal für Investoren, sank wieder. Die sogenannten Credit Default Swaps (CDS) von UBS, Deutsche Bank und BNP Paribas gaben um bis zu zehn Basispunkte nach.

Der als sicherer Anlagehafen angesehene US-Dollar, der zuletzt noch stark gefragt gewesen war, flog wieder aus den Depots. Der Dollar-Index, der den Wert zu wichtigen Währungen misst, verlor 0,3 Prozent auf 104,39 Punkte. Die Gemeinschaftswährung Euro zog auf 1,0612 Dollar an. Das als Krisenwährung eingesetzte Gold glänzte deshalb nicht mehr so hell wie zuvor. Der Preis für die Feinunze des Edelmetalles stagnierte bei 1920 Dollar. Industriemetalle wie Kupfer und Nickel verteuerten sich hingegen deutlich. Am Rohölmarkt verteuerten sich Brent aus der Nordsee und US-Leichtöl WTI jeweils um rund ein Prozent auf 74,40 und 68,20 Dollar pro Barrel. Der Run auf Staatsanleihen fand hingegen zunächst ein Ende. Im Gegenzug stieg die Rendite zehnjähriger Bundesanleihen auf 2,292 Prozent von 2,118 Prozent an. US-Treasuries mit gleicher Laufzeit rentierten mit 3,524 Prozent nach zuvor 3,494 Prozent.

ANGST VOR BANKENKRISE KÖNNTE SCHNELL WIEDER AUFKOMMEN

Die Furcht vor weiteren Bankenpleiten weltweit nach dem Zusammenbruch der US-Institute Silicon Valley Bank (SVB) und Signature Bank sei aber nach wie vor vorhanden, warnten Börsianer. In Asien gingen die Kurse deswegen erneut in die Knie. Der japanische Bankensektor-Index verlor mehr als drei Prozent. Japans Banken haben hohe Anleihe-Positionen in ihren Portfolios, diese hatten bei der SVB zu hohen Verlusten und letztendlich zum Zusammenbruch geführt. “Das Wort Ansteckung macht die Runde … wir sehen hier Angst auf der ganzen Linie”, sagte Börsenmakler Damian Rooney vom Broker Argonaut.

Die Anleger wüssten, dass die Probleme der Banken von steil gestiegenen Zinsen herrührten, aber die einfach klingende Lösung wieder fallender Zinsen wegen der hohen Inflation eben keine sei, sagte Jochen Stanzl, Chef-Marktanalyst vom Broker CMC Markets. Mit Argusaugen werden deswegen die Investoren die Signale der EZB unter die Lupe nehmen. Die Erwartungen an den eigentlich als ausgemacht gegoltenen Zinsschritt der EZB um 50 Basispunkte sind an den Geldmärkten deutlich zurückgegangen. Denn dieser könnte die Unsicherheiten im Bankensektor nach Meinung von Marktteilnehmern noch verschärfen. “Aber auch ein kleinerer Schritt könnte als Eingeständnis der Währungshüter gesehen werden, dass die aktuelle Situation bedrohlicher für die Stabilität des Finanzsystems ist als erhofft”, fasste Jürgen Molnar, Kapitalmarktstratege vom Handelshaus RoboMarkets, zusammen.

(Redigiert von Christian Rüttger; Bei Rückfragen wenden Sie sich an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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