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Weidmann – Ein digitaler Euro wird Bargeld nicht ersetzen können

Von:
Reuters
Aktualisiert: Nov 10, 2021, 13:26 UTC

Berlin (Reuters) - Trotz der zunehmenden Digitalisierung wird Bargeld nach Ansicht des scheidenden Bundesbankchefs Jens Weidmann auch in absehbarer Zukunft wichtig bleiben.

ARCHIV: Bundesbankpräsident Jens Weidmann, Frankfurt am Main, Deutschland, 22. November 2019. REUTERS/Ralph Orlowski

Berlin (Reuters) – Trotz der zunehmenden Digitalisierung wird Bargeld nach Ansicht des scheidenden Bundesbankchefs Jens Weidmann auch in absehbarer Zukunft wichtig bleiben.

Zu Recht schätzten viele Menschen diese Form des Geldes sehr: “Und kein anderes Zahlungsmittel wird alle seine Eigenschaften nachbilden können. Auch nicht der digitale Euro”, betonte Weidmann am Mittwoch. Er verwies darauf, dass Bargeld selbst unter Corona-Bedingungen das am häufigsten verwendete Zahlungsmittel für alltägliche Ausgaben war.

Allerdings sei das kontaktlose Bezahlen mit der Karte oder dem Smartphone populärer geworden: “Gut ein Fünftel der von uns Befragten zahlte seit Beginn der Pandemie zum ersten Mal kontaktlos”, sagte der Bundesbankchef, der Ende des Jahres sein Amt vorzeitig aufgibt.

DIGITALGELD IN TESTPHASE

Viele Notenbanken prüfen derzeit die Einführung digitaler Versionen ihrer Währungen. China gehört zu den Pionieren. Die Europäische Zentralbank (EZB) hat eine zweijährige Untersuchungsphase eingeleitet, um die Kerneigenschaften eines Digital-Euro festzulegen. Bis dieser kommt, dürften jedoch noch fünf Jahre ins Land gehen.

Dass mit der zunehmenden Digitalisierung der Welt die Zukunft von Bargeld bereits besiegelt sei, glaubt der Ökonom Dirck Süß nicht. Der Geschäftsführer des Hamburgischen WeltWirtschaftsInstituts betonte, dass ein nationaler Sonderweg bei der Abkehr von Münzen und Scheinen ohnehin nicht möglich sei. Es sei auch nicht realistisch anzunehnen, dass man sich in absehbarer Zeit international auf eine Abschaffung von Cash einigen werde – “nicht einmal unter den Industrieländern”.

Der Ständige Vertreter des Zentralbereichs Bargeld bei der Bundesbank, Matthias Callen, sieht zudem gravierende Nachteile für Verbraucher im Falle einer Abschaffung. Denn Bargeld stehe für Wahlfreiheit. Beim elekronischen Bezahlen bestehe die Gefahr, dass Kartenunternehmen und Internetkonzerne das Konsumverhalten “praktisch mitprotokollieren” könnten, um gezielt Werbung zu schalten. Mit dem Bargeld würde dem Verbraucher ein Zahlungsinstrument genommen, dass diese Folgen nicht hat: “Daher ist es wichtig, dass wir insgesamt die Strukturen, die Zugänglichkeit und die gute Verwendbarkeit von Bargeld erhalten.”

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