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US-Teuerung sinkt kaum – “Inflationsgespenst noch nicht verschwunden”

Von:
Reuters
Veröffentlicht: Feb 14, 2023, 16:23 GMT+00:00

- von Lucia Mutikani Washington/Berlin (Reuters) - Die US-Inflation erweist sich als hartnäckiger als gedacht und verlangt von der Notenbank offensichtlich einen langen Atem.

US-Teuerung sinkt kaum – “Inflationsgespenst noch nicht verschwunden”

– von Lucia Mutikani

Washington/Berlin (Reuters) – Die US-Inflation erweist sich als hartnäckiger als gedacht und verlangt von der Notenbank offensichtlich einen langen Atem.

Die Teuerungsrate für Waren und Dienstleistungen fiel im Januar nur minimal auf 6,4 Prozent von 6,5 Prozent im Dezember, wie das Arbeitsministerium am Dienstag in Washington mitteilte. Von Reuters befragte Experten hatten mit einem stärkeren Rückgang auf 6,2 Prozent gerechnet. Es ist bereits der siebte Rückgang in Folge und zugleich der niedrigste Wert seit Oktober 2021. US-Währungshüter Thomas Barkin erwartet jedoch, dass es noch eine Zeit lang dauern wird, bis die Teuerungsrate auf den Zielwert der Notenbank von 2,0 Prozent gedrückt wird.

“Es ist ungefähr wie erwartet. Die Inflation normalisiert sich, aber sie geht langsam zurück”, sagte der Chef des Zentralbankbezirks Richmond auf Bloomberg TV zu den frischen Verbraucherpreisdaten. Die Beharrungskräfte der Inflation seien womöglich stärker als allen lieb sein könne. US-Präsident Joe Biden nannte den siebten Rückgang der Jahres-Teuerungsrate in Folge “eine gute Nachricht für Familien und Unternehmen im ganzen Land”.

Die Anleger an der Wall Street gingen wegen des überraschend moderaten Rückgangs jedoch in Deckung. Der Dow-Jones-Index der Standardwerte lag zur Eröffnung am Dienstag 0,5 Prozent tiefer bei 34.076 Punkte. Der breiter gefasste S&P 500 und der Index der Technologiebörse Nasdaq notierten 0,2 Prozent schwächer bei 4128 und 11.872 Zähler. “Die heutigen Zahlen bestätigen die von Fed-Chef Powell wiederholt vorgebrachte Warnung, dass die Arbeit der US-Notenbank noch nicht getan ist”, sagten die Experten der Commerzbank.

Im Kampf gegen die hohe Inflation erhöhte die Fed den Leitzins vor der Jahreswende um einen Viertel Prozentpunkt auf die Spanne von 4,50 bis 4,75 Prozent. Damit nahm sie nach einer Serie eher großer Zinsschritte etwas Tempo heraus. An den Terminmärkten wird nunmehr damit gerechnet, dass die Fed die Zinsen noch mindestens zwei Mal anheben wird und der Zinsgipfel dann bei 5,00 bis 5,25 Prozent erreicht sein dürfte.

Da der Arbeitsmarkt noch stark sei und die Inflationsraten noch immer auf verhältnismäßig hohem Niveau, müssen die US-Währungshüter nach Ansicht des VP Bank Chefökonomen Thomas Gitzel weiter ihren Willen zu Zinsanhebungen bekunden: “Wenn sich aber in den kommenden Monaten die Konjunkturaussichten deutlicher eintrüben und gleichzeitig die Teuerungsraten weiter signifikant fallen, ist in den Frühjahrsmonaten der Zeitpunkt gekommen, ab dem die Fed von weiteren Zinsanhebungen absehen kann.”

ÖKONOM ERWARTET ZINSSENKUNG ENDE 2023

Ökonom Dirk Chlench von der Landesbank Baden-Württemberg verweist darauf, dass der Preisauftrieb insbesondere im Dienstleistungsbereich derzeit noch hoch ist: “Das Inflationsgespenst ist noch nicht verschwunden.” Aber angesichts der schwachen Konsumnachfrage und der etwas weniger kräftig steigenden Löhne sollte der Preisauftrieb seiner Ansicht nach auch im Dienstleistungsbereich in den kommenden Monaten nachlassen: “Aus diesem Grund halten wir an unserer Prognose fest, dass die US-Notenbank – nach einer Erhöhung ihres Leitzinses im März – im Schlussquartal 2023 Leitzinssenkungen beschließen wird.”

Die Mehrzahl der Ökonomen teilte diese Meinung allerdings nicht, wie aus der jüngst erhobenen Umfrage von Reuters hervorgeht. 54 von 80 Befragten gehen davon aus, dass es 2023 nicht zu einem Schritt nach unten kommen wird – und dies, obwohl die Wahrscheinlichkeit für eine Rezession im Mittel auf 60 Prozent taxiert wird. Nur 26 Befragte rechnen mit mindestens einer Zinssenkung im laufenden Jahr.

(Reuters-Büro Washington, Lindsay Dunsmuir, geschrieben von Reinhard Becker und Rene Wagner, redigiert von Kerstin Dörr; Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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