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US-Inflation so hoch wie seit Ende 1981 nicht mehr – “Fed unter Druck”

Von:
Reuters
Veröffentlicht: Apr 12, 2022, 14:24 UTC

- von Lucia Mutikani und Reinhard Becker

ARCHIV: Ein Adler auf der Außenfassade des US-Notenbankgebäudes in Washington, USA, 31. Juli 2013. REUTERS/Jonathan Ernst

– von Lucia Mutikani und Reinhard Becker

Washington/Berlin (Reuters) – Die Inflation in den USA ist im März auf den höchsten Stand seit über 40 Jahren gestiegen und setzt die Notenbank Fed unter Zugzwang.

Waren und Dienstleistungen kosteten im Schnitt 8,5 Prozent mehr als im Vorjahresmonat, wie das Arbeitsministerium am Dienstag in Washington mitteilte. Derart rasant sind die Verbraucherpreise seit Dezember 1981 nicht mehr gestiegen. Von Reuters befragte Experten hatten lediglich mit 8,4 Prozent gerechnet, nach 7,9 Prozent im Februar. Materialengpässe und stark steigende Energiekosten auch infolge des Ukraine-Krieges treiben die Inflation nach oben. Experten rätseln, ob der Gipfel erreicht ist oder die Preise noch weiter steigen werden.

Dies hängt laut Ökonom Christoph Balz von der Commerzbank vor allem von der weiteren Preisentwicklung bei Öl und Benzin ab. “Sollte der Ölpreis auf dem jetzigen Niveau von um die 100 Dollar je Barrel Brent verharren und nicht wieder steigen, liegt der Inflationshöhepunkt wohl hinter uns.” Allerdings sei auch in diesem Fall nicht mit einem schnellen Rückgang der Inflation zu rechnen. Vermutlich werde sie erst im vierten Quartal unter sieben Prozent fallen: “Die US-Geldpolitik befindet sich in einer entscheidenden Phase. Die Fed bleibt unter Druck.”

FED VOR DRAHTSEILAKT

Nach Ansicht von Volkswirt Bastian Hepperle von der Privatbank Hauck Aufhäuser Lampe ist der Gipfel wohl noch nicht erreicht. US-Verbraucher müssten für nahezu alles immer tiefer in die Taschen greifen. Oberste Priorität für die US-Notenbank sei die Inflationsbekämpfung. Sie werde die Leitzinsen deshalb kräftig straffen: “Damit nehmen jedoch auch die Abwärtsrisiken für die Konjunktur zu. Für die Fed wird das ein Drahtseilakt.” Die Strategen der Bank of America warnten bereits, dass das makroökonomische Bild sich verschlechtere und die US-Wirtschaft in eine Rezession abgleiten könnte.

Die Ökonomen der NordLB verweisen darauf, dass auch Nahrungsmittelpreise und Mieten zum “unerfreulichen Inflationsumfeld” in den USA beigetragen haben: “Bei dem letzteren Einflussfaktor auf das Preisniveau wird es noch eine Weile dauern, bis sich ein perspektivisch abkühlender US-Immobilienmarkt dämpfend bemerkbar machen kann.”

Angesichts des rasanten Preisauftriebs dürfte die Federal Reserve (Fed) kräftig an der Zinsschraube drehen. Sie hat den geldpolitischen Schlüsselsatz Mitte März um einen Viertel Prozentpunkt auf das Zinsniveau von 0,25 bis 0,50 Prozent erhöht. Fed-Direktorin Lael Brainard betonte, die Notenbank sei auch bereit, stärker zu handeln, falls es die Inflationsentwicklung erfordere. Die meisten von Reuters befragten Ökonomen erwarten außergewöhnlich kräftige Erhöhungen im Mai und Juni um jeweils einen halben Prozentpunkt – es wäre der steilste Zinsanstieg seit 1994.

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