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IWF erwartet 2023 schwächeres Wachstum der Weltwirtschaft – aber auch Trendwende

Von:
Reuters
Veröffentlicht: Jan 31, 2023, 07:22 UTC

Washington/Berlin (Reuters) - Belastet vom Krieg in der Ukraine und der hohen Inflation wird die Weltwirtschaft in diesem Jahr noch langsamer wachsen als 2022.

ARCHIV: Figuren vor einer Aktiengrafik und dem Wort "Inflation"

Washington/Berlin (Reuters) – Belastet vom Krieg in der Ukraine und der hohen Inflation wird die Weltwirtschaft in diesem Jahr noch langsamer wachsen als 2022.

Sie sollte nach Einschätzung des Internationalen Währungsfonds mit einem Plus von 2,9 Prozent aber zumindest einen Boden finden, bevor es dann 2024 wieder etwas mehr Tempo geben dürfte. Auch bei der Inflation wird mit einer zumindest kleinen Entspannung gerechnet, wie der IWF in der Nacht zu Dienstag weiter mitteilte. Für Deutschland sagen die Experten dieses Jahr ein Mini-Wachstum voraus. Risiken für die Weltwirtschaft bestehen allerdings weiter – unter anderem eine Eskalation im Krieg Russlands gegen die Ukraine oder durch eine höhere Inflation. Auch weitere Corona-Infektionswellen in China könnten die Lage verschlechtern, ebenso wie eine starke Abkühlung auf dem dortigen Immobilienmarkt.

“Der Kampf gegen die Inflation zahlt sich allmählich aus”, sagte IWF-Chefökonom Pierre-Olivier Gourinchas. Die Notenbanken, die zuletzt rund um den Globus die Zinsen ungewöhnlich schnell angehoben haben, müssten ihre Anstrengungen fortsetzen. Der Gegenwind sei aber weniger stark als noch im Oktober. 2023 könnte die Wende bringen. Der Ausblick habe sich nicht weiter eingetrübt. “Das sind gute Nachrichten, aber noch nicht genug.”

Die IWF-Prognose für die Weltwirtschaft wurde gegenüber Oktober um 0,2 Punkte auf 2,9 Prozent angehoben. 2024 dürfte das Wachstum dann 3,1 Prozent betragen. Beides sind relativ geringe Werte. 2022 lag das Wachstum noch bei 3,4 Prozent, 2021 bei 6,2 Prozent. Innerhalb Europas dürfte Deutschland verglichen mit anderen EU-Staaten 2023 schwach abschneiden – mit einem Plus von 0,1 Prozent. Allerdings wurde im Oktober noch von einem kleinen Minus ausgegangen. Frankreich, Italien und Spanien werden laut IWF deutlicher wachsen. Im kommenden Jahr sollte die deutsche Wirtschaft dann um 1,4 Prozent zulegen.

INDIEN UND CHINA SORGEN FÜR DAS WACHSTUM

“Indien bleibt ein Lichtblick”, sagte Gourinchas. Die Hälfte des erwarteten weltweiten Wachstums dürfte allein auf zwei große Schwellenländer entfallen – neben Indien noch China. Die USA und die Euro-Zone kämen nur auf ein Zehntel des gesamten Wachstums. Die Wirtschaft in China wird laut IWF 2023 um 5,2 Prozent wachsen, 2024 dann um 4,5 Prozent. Für Indien werden 6,1 und dann 6,8 Prozent erwartet. Auffällig ist auch, dass die Prognosen für Russland deutlich verbessert wurden. Nach einer 2022 um 2,2 Prozent schrumpfenden Wirtschaft wird nun mit Plus-Raten von 0,3 und dann 2,1 Prozent gerechnet. Für Großbritannien wird mit einer deutlich negativeren Entwicklung gerechnet als zuletzt gedacht – 2023 mit einem Rückgang der Wirtschaftsleistung um 0,6 Prozent. 2024 sollte es dann wieder Wachstum geben. Die USA als größte Volkswirtschaft der Welt dürften 2023 und 2024 um 1,4 und 1,0 Prozent zulegen.

Die weltweite Inflation lag 2022 bei 8,8 Prozent und damit noch höher als der deutsche Rekordwert von 7,9 Prozent. Laut IWF werden es weltweit in diesem Jahr 6,6 Prozent, 2024 dann wohl 4,3 Prozent. In den drei Jahren vor der Pandemie waren es im Schnitt nur rund 3,5 Prozent. 2024 sollten sich die Auswirkungen der jetzigen Zinserhöhungen endgültig durchsetzen. Der Höhepunkt sei bereits im Herbst überschritten worden – 84 Prozent der Länder sollten 2023 niedrigere Teuerungsraten haben als 2022. Neben den Zinserhöhungen wirkten sich hier sinkende Energie- und Rohstoffpreise aus.

Den Regierungen empfiehlt der IWF, die bestehenden Risiken einzudämmen. China müsse vor allem schwächere Bevölkerungsschichten stärker gegen das Coronavirus impfen. Die Verwerfungen bei Kryptowerten müssten angegangen werden mit möglichst einheitlichen Standards. Auch müsse das Welthandelssystem gestärkt werden.

(Bericht von Christian Krämer, redigiert von Kerstin Dörr. Bei Rückfragen wenden Sie sich an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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