Werbung
Werbung

Rezessionsangst ade – Wirtschaft und Politik zuversichtlicher für 2023

Von:
Reuters
Aktualisiert: Jan 25, 2023, 12:06 GMT+00:00

Berlin (Reuters) - Die deutsche Wirtschaft wird nach Prognose des Ifo-Instituts ungeachtet der deutlich aufgehellten Konjunkturerwartungen im ersten Quartal schrumpfen.

Die neuen 100- und 200-Euro-Banknoten werden in der Zentrale der Deutschen Bundesbank in Frankfurt am Main vorgestellt

– von Reinhard Becker und Rene Wagner und Christian Krämer

Berlin (Reuters) – Angesichts gut gefüllter Gasspeicher und abflauender Inflation schwindet in Wirtschaft und Politik die Sorge vor einer Rezession.

In den Chefetagen der Unternehmen macht sich zunehmend Erleichterung breit, dass eine Energiekrise im Winter abgewendet wurde und sich die Aussichten aufhellen. Das zeigt sich am Ifo-Geschäftsklimaindex, der im Januar den vierten Monat in Folge stieg – und zwar um 1,6 auf 90,2 Zähler. “Die deutsche Wirtschaft startet zuversichtlicher ins neue Jahr”, sagte Ifo-Präsident Clemens Fuest zu der am Mittwoch veröffentlichten Umfrage unter rund 9000 Führungskräften. Optimistischer blickt auch die Bundesregierung auf die Konjunktur: Sie erwartet für 2023 ein leichtes Wachstum und somit keine Rezession mehr.

“Die Ausgangslage zum Jahreswechsel stellt sich günstiger dar als in der Herbstprojektion angenommen”, heißt es in dem Bericht, in dem ein Plus von 0,2 Prozent beim Bruttoinlandsprodukt (BIP) veranschlagt wird. Im Herbst war noch ein Minus von 0,4 Prozent erwartet worden. Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) betonte, die Krise im Zuge des russischen Angriffs auf die Ukraine sei mittlerweile beherrschbar. “Deutschland hat seine Widerstandsfähigkeit bewiesen und sich wirtschaftlich sehr gut geschlagen.”

Die anfangs sehr pessimistischen Prognosen – bei einer Gasmangellage wurde ein historischer Einbruch befürchtet – seien abgewendet worden. “Die Energieversorgung ist weiterhin sicher und stabil.” Ein deutliche Rezession zeichne sich daher nicht mehr ab.

Bei der Inflation, die 2022 mit 7,9 Prozent auf dem höchsten Stand seit Jahrzehnten lag, rechnet die Regierung nun dieses Jahr mit 6,0 Prozent. Bislang wurden 7,0 Prozent erwartet: “Die hohen Preise waren und sind für private Haushalte eine Last, aber wir konnten den Preisdruck abfedern”, erklärte Habeck. Laut DZ Bank-Analyst Christoph Swonke mehren sich die Anzeichen dafür, dass der Höhepunkt der Inflationsentwicklung überwunden ist. “Dies lässt die Konjunkturerwartungen steigen, genauso wie die inzwischen robuste Versorgungslage beim Erdgas. Von einer tiefen Rezession oder gar industriellen Kernschmelze kann derzeit keine Rede mehr sein.”

FRÜHJAHR SOLL BESSERUNG BRINGEN

Die hiesige Wirtschaft wird nach Prognose des Ifo-Instituts ungeachtet der deutlich aufgehellten Konjunkturerwartungen im ersten Quartal aber etwas schrumpfen: “Das Bruttoinlandsprodukt dürfte leicht sinken”, sagte der Leiter der Ifo-Umfragen, Klaus Wohlrabe, der Nachrichtenagentur Reuters. “Das liegt vor allem am privaten Konsum.” Der dürfte von Januar bis März niedriger ausfallen als zum Jahresende 2022 – auch wegen Vorzieheffekten. So seien im Dezember noch viele Elektroautos abgesetzt worden, da die Käufer noch in den Genuss der staatlichen Prämie kommen wollten. “Diese Nachfrage fehlt nun”, sagte Wohlrabe. Zudem müssten viele Verbraucher ab Jahresbeginn deutlich mehr für Strom und Gas bezahlen. “Das Geld fehlt für andere Ausgaben.”

    Eine klassische Rezession – die Ökonomen mit zwei Minus-Quartalen in Folge definieren – sieht der Ifo-Experte aber nicht kommen: “Im Frühjahr dürfte die Wirtschaft wieder wachsen.” Doch auch wenn die Sorgen vor einem Einbruch in Deutschland überwunden zu sein scheinen, stellen sich Wirtschaftsverbände aller Weltregionen für 2023 auf ein erneut schwieriges Jahr ein.

Einer globalen Umfrage zufolge werden anhaltende geopolitische Spannungen wie der russische Krieg gegen die Ukraine die größte Herausforderung bleiben, gefolgt von der hohen Inflation und der Sicherung von Energie, wie der europäische Wirtschaftsverband Eurochambres mitteilte. “Die alten Probleme sind nicht verschwunden”, sagte Eurochambres-Präsident Luc Frieden im Gespräch mit Reuters. Es gebe aber Hoffnungsschimmer aus Richtung China und den Golf-Staaten. Europa sei dagegen weiter in einer schwierigen Lage. “Es gibt kein starkes Wachstum.” Trotzdem sei viel erreicht worden, um die Energieabhängigkeit von Russland zu reduzieren.

So werde der Einkauf stärker koordiniert und auch mehr in erneuerbare Energien investiert. Die Inflation sei aber immer noch zu hoch. Neben der teuren Energie spielten hier Lieferkettenstörungen eine Rolle. Diese würden sich auch nicht von heute auf morgen auflösen. Im zweiten Halbjahr 2023 sollte es aber Verbesserungen geben.

(Mitarbeit: Holger Hansen, redigiert von Ralf Bode. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)

Über den Autor

Reuterscontributor

Reuters, die Nachrichten- und Medienabteilung von Thomson Reuters, ist der weltweit größte internationale Multimedia-Nachrichtenanbieter, welche täglich mehr als eine Milliarde Menschen erreicht. Reuters bietet zuverlässige Geschäfts-, Finanz-, nationale und internationale Nachrichten über Thomson Reuters-Desktops, der weltweiten Medienorganisationen, sowie direkt an Verbraucher auf Reuters.com und über Reuters TV.

Werbung
Werbung
Werbung
Werbung
Werbung