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Europas Börsen stabilisieren sich – Bankaktien unter Druck

Von:
Reuters
Aktualisiert: Mar 14, 2023, 11:21 UTC

Frankfurt (Reuters) - Nach dem Ausverkauf zum Wochenstart wird der Dax am Dienstag Berechnungen von Banken und Brokerhäusern zufolge kaum verändert starten.

ARCHIV: Ein DAX-Logo ist auf dem Handelsparkett der Börse in Frankfurt abgebildet

Frakfurt (Reuters) – Nach dem Absturz zum Wochenstart haben sich die europäischen Aktienmärkte wieder gefangen.

Der deutsche Leitindex Dax und sein europäisches Pendant EuroStoxx50 legten bei weiter nervösem Handel am Dienstag leicht auf 15.018 und 4103 Punkte zu. Die Aktien von Banken blieben dagegen unter Druck; allerdings verlangsamte sich die Talfahrt bei Kreditinstituten deutlich. Der Kollaps der kalifornischen Silicon Valley Bank (SVB) hatte am Montag weltweit den Bankensektor nach unten gerissen und die Börsen erschüttert.

“Bankaktien fallen weiter und mit ihnen die Erwartungen, wo es mit den Zinsen bis zum Sommer hingehen wird”, sagte Jochen Stanzl, Marktanalyst beim Broker CMC Markets. Die Märkte preisten nun eine unmittelbar bevorstehende Rezession in den USA ein. “Es gibt eine Redensart an der Wall Street, dass die Fed die Leitzinsen so lange anhebt, bis irgendetwas wichtiges kaputt geht.” Dieser Punkt könne jetzt erreicht sein. Die SVB-Pleite hatte am Montag an der Wall Street Spekulationen auf kleinere Zinsschritte oder sogar eine Pause bei den Zinserhöhungen der US-Notenbank angefacht.

US-INFLATION IM FOKUS – BANKEN-ABSTURZ GEDROSSELT

Mit Spannung warteten Anleger daher auf die US-Inflationszahlen für Februar am frühen Nachmittag, um daraus weiter Schlüsse für den künftigen Zinspfad der Fed ziehen zu können. Je höher die Inflation ausfalle, desto stärker dürfte den Marktteilnehmern bewusstwerden, dass es mit dem Auspreisen von Zinserhöhungen nicht getan sei und eine weitere Straffung notwendig sein dürfte, sagte Commerzbank-Analystin Esther Reichelt. “Desto größer könnte dann aber wiederum die Nervosität vor weiteren Ansteckungseffekten im Bankensektor werden.”

Auch wenn die Unsicherheit groß blieb, ebbte die Furcht vor weiteren Bank-Pleiten nach dem Zusammenbruch der Silicon Valley Bank zunächst etwas ab. “Dieses Ereignis ist meines Erachtens als ein isoliertes zu betrachten, und wird kein großes Problem für den amerikanischen Bankensektor oder gar eine Systemkrise auslösen”, sagte etwa Salah Bouhmidi, Markt-Experte beim Onlinebroker IG Europe.

Die Titel der Commerzbank schwankten nach dem vorangegangenen Kursrutsch von 12,7 Prozent nervös zwischen Verlusten und Gewinnen hin und her. Auch die Anteilsscheine der Deutschen Bank fassten Anleger nur mit spitzen Fingern an. Der europäische Bankenindex fiel in der Spitze um 1,3 Prozent, nachdem er am Montag mit rund minus sechs Prozent den größten prozentualen Verlust seit mehr als einem Jahr eingefahren hatte.

Die Aktien der angeschlagenen Credit Suisse fielen um fast fünf Prozent, nachdem das Unternehmen in seinem Jahresbericht 2022 mitgeteilt hatte, dass sich die Kundenabflüsse auf einem deutlich niedrigeren Niveau stabilisiert, aber noch nicht umgekehrt hätten. Die britische Bank HSBC verlor rund ein Prozent und gab damit den vierten Tag in Folge nach. HSBC hatte den britischen Zweig der SVB übernommen und damit einen wichtigen Kreditgeber für Technologie-Start-ups in Großbritannien gerettet.

ÖLPREIS UNTER DRUCK

Am Rohölmarkt blieb unterdessen der Ölpreis unter Druck. Rohöl der Sorte Brent und US-Leichtöl WTI verbilligte sich jeweils um mehr als zwei Prozent auf 78,98 und 72,85 Dollar pro Barrel. Abgesehen von den Schockwellen der Silicon Valley Bank belasteten die Ölpreise auch die Anzeichen einer schwächer als erwarteten wirtschaftlichen Erholung in China, sagte Leon Li, Analyst bei CMC Markets.

Nach dem Run auf Anleihen am Vortag, trennten sich Anleger unterdessen wieder von Staatspapieren. Im Gegenzug zog die Rendite zehnjähriger Bundesanleihen, die als Benchmark in der Euro-Zone gelten, leicht auf 2,367 Prozent von 2,282 Prozent an. Auch der Dollar-Index, der den Kurs zu wichtigen Währungen widerspiegelt, erholte sich um 0,2 Prozent auf 103,87 Punkte.

Schlusslicht im Dax war unterdessen Volkswagen mit einem Minus von bis zu 3,8 Prozent. Börsianer sahen die angekündigten Investitionen von insgesamt 180 Milliarden Euro bis 2027 kritisch. “Die müssen erst mal finanziert und dann wieder reingeholt werden”, sagte ein Händler. Zudem sei etwa bei der Marke Volkswagen die Marge ziemlich schwach ausgefallen.

(Bericht von Stefanie Geiger, redigiert von Christian Rüttger. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte)

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