Europas Börsen im Plus – Rezessionsangst lässt nach
Frankfurt (Reuters) – Europas Börsen nehmen den Schwung vom Freitag mit in die neue Börsenwoche.
Die Furcht vor überzogenen Zinserhöhungen der Fed, die die US-Konjunktur abwürgen könnten, lasse etwas nach, sagte Anlagestratege Jürgen Molnar vom Brokerhaus RoboMarkets. “Zwar bleibt die US-Notenbank auf dem geldpolitischen Bremspedal. Die Investoren trauen ihr aber zu, dass sie die entsprechenden Spuren in der Wirtschaft genau beobachten und gegebenenfalls nachjustieren wird.” Dax und EuroStoxx50 stiegen daher am Montag um jeweils etwa 1,5 Prozent auf 13.338 beziehungsweise 3586 Punkte.
Mut machte Investoren außerdem der von den lokalen Behörden ausgerufene Sieg über Corona in Shanghai. Die Pandemie-Beschränkungen in der chinesischen Wirtschaftsmetropole hatten in den vergangenen Monaten die Konjunktur weltweit ausgebremst. Vor diesem Hintergrund griffen Investoren unter anderem bei Luxusgüter-Werten zu, für die China ein wichtiger Absatzmarkt ist. Die Aktien von LVMH, Richemont oder der “Gucci”-Mutter Kering stiegen um jeweils rund zwei Prozent. Gefragt war auch Kupfer, dessen Top-Abnehmer China ist. Das Industriemetall verteuerte sich um 0,4 Prozent auf 8412 Dollar je Tonne.
“Anleger starten zwar mit Optimismus in die Woche, aber gleichzeitig ist Vorsicht das Motto der Stunde”, warnte Naeem Aslam, Chef-Marktanalyst des Brokerhauses AvaTrade. “Viele sehen die aktuelle Rally skeptisch und fragen sich, ob sie nachhaltig ist oder es sich lediglich um einen “Dead Cat Bounce” handelt. Das Bild der wieder hochspringenden toten Katze nutzen Börsianer für kurzzeitige Kurserholungen in einem längerfristigen Abwärtstrend.
G7-GIPFEL BEWEGT ROHSTOFFPREISE UND AKTIENKURSE
Gleichzeitig folgten Börsianer aufmerksam dem Gipfel der Staats- und Regierungschefs sieben führender Industriestaaten (G7). Dort wurde unter anderem über ein Embargo für russische Gold-Importe diskutiert, aber noch keine Entscheidung getroffen. Sollte es dazu kommen, wäre es lediglich ein symbolischer Akt, gab Analyst Jeffrey Halley vom Brokerhaus Oanda zu bedenken. Es würde die Angebots- und Nachfrage-Situation nicht signifikant verändern. Das Edelmetall verteuerte sich dennoch um 0,8 Prozent auf 1840 Dollar je Feinunze (31,1 Gramm).
Auf der Agenda stand außerdem ein vorübergehender Verzicht auf Biosprit-Beimischungen in Treibstoffen. Einem Insider zufolge hat diese unter anderem von Deutschland unterstützte Initiative zur Bekämpfung der steigenden Lebensmittelpreise aber keine Chance auf eine Mehrheit. Die Aktien des deutschen Biosprit-Anbieters Verbio stiegen daraufhin um fast fünf Prozent. “Das schlimmstmögliche Szenario für Verbio wurde abgewendet”, kommentierte Analyst Jonah Emerson vom Bankhaus Hauck Aufhäuser. Der Verzicht hätte einen signifikanten Nachfrage-Rückgang bedeutet und das Unternehmen in die Verlustzone gedrückt.
Gefragt waren auch die Titel von BioNTech, die sich um 6,5 Prozent verteuerten. Tests für den an die Omikron-Variante des Coronavirus angepassten Impfstoffs des Mainzer Unternehmens hatten ermutigende Ergebnisse geliefert.
(Bericht von Hakan Ersen. Redigiert von Christian Götz. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)