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Nervosität der Börsianer nach CS-Notverkauf ebbt ab

Von:
Reuters
Aktualisiert: Mar 20, 2023, 14:36 UTC

- von Anika Ross und Zuzanna Szymanska Frankfurt (Reuters) - Die Erleichterung über ein Rettungspaket für die Schweizer Großbank Credit Suisse verschafft Europas Anlegern etwas Luft zum Durchatmen.

ARCHIV: Ein DAX-Logo ist auf dem Handelsparkett der Börse in Frankfurt abgebildet

Frankfurt (Reuters) – An den europäischen Börsen macht sich in der Bankenkrise vorsichtige Erleichterung breit.

Die Anleger versuchten, die Folgen des Notverkaufs der Schweizer Großbank Credit Suisse an die heimische Rivalin UBS zu deuten. Der deutsche Leitindex Dax lag am Montagnachmittag rund ein Prozent im Plus bei 14.917 Punkten, nachdem er im frühen Handel noch bis auf knapp 14.460 Zähler abgesackt war. Sein europäisches Pendant, der EuroStoxx, gewann 1,3 Prozent auf 4116 Stellen. Die wichtigsten US-Indizes notierten bis zu ein Prozent fester.

“Die Credit Suisse ist unser Lehman-Moment in Europa, aber wir sind uns dessen bewusst und werden nicht dieselben Fehler machen”, sagte Robert Alster vom Vermögensverwalter Close Brothers in London. Die großen Notenbanken würden deshalb die nächsten in Schwierigkeiten geratenen Banken wohl erkennen und bei Bedarf unterstützen können. “Es gibt eine Menge Feuerkraft seitens der Behörden, um dem stetig erodierenden Vertrauensverlust entgegenzuwirken.”

Der europäische Bankensektor-Index baute seine Verluste zum Teil ab, stand aber weiter leicht im Minus. Commerzbank und Deutsche Bank verloren je bis zu zwei Prozent. Mit der Not-Übernahme schienen zunächst zwar größere Finanzmarkt-Turbulenzen abgewendet, schrieben die Experten der BayernLB. Die Abschreibung von eigenkapitalähnlichen Anleihen (AT-1) im Wert von rund 16 Milliarden Franken sei vom Markt aber “noch zu verdauen”. Die Credit Suisse hatte mitgeteilt, dass ihre AT1-Schulden im Wert von 16 Milliarden Schweizer Franken auf Anweisung der Schweizer Behörden im Rahmen der UBS-Übernahme auf Null abgeschrieben werden. Die Summe sei zwar nur ein Bruchteil des Gesamtmarktes im Wert von 250 Milliarden Euro, aber die Abschreibung bedeute für die Investoren eine Neubewertung der Risiken.

A1-ANLEIHEN DER DEUTSCHEN BANK & CO UNTER DRUCK

Die Kurse von Additional-Tier-1-Anleihen der Deutschen Bank, HSBC, UBS und BNP Paribas fielen am Montag nach Daten des Online-Brokers Tradeweb um neun bis zwölf Cents.

Die Aktien von Banken wie ING in Amsterdam, Societe Generale in Paris sowie Barclays und Standard Chartered in London verloren bis zu 4,4 Prozent. Die Papiere der First Republic Bank, die vor einigen Tagen mit 30 Milliarden Dollar gestützt werden musste, brachen an der Wall Street um 16,8 Prozent ein. Mit Erleichterung reagieren Anleger dagegen auf einen nachlassenden Kundengelder-Abfluss bei der US-Regionalbank PacWest. Die Aktien des Kreditinstituts steigen gegen den Branchentrend um 19 Prozent. Der jüngste Bericht der Bank deute darauf hin, dass das Institut den Sturm überstanden habe, kommentierte Analyst Gary Tenner vom Research-Haus D.A. Davidson. Auch die Titel des Konkurrenten Western Alliance stiegen um acht Prozent.

ÖL BAUT VERLUSTE AB – ALTERNATIVEN WIE BITCOIN GEFRAGT

Der Run auf den “sicheren Hafen” der Staatsanleihen fand zunächst ein Ende. Im Gegenzug stieg die Rendite zehnjähriger US-Bonds auf 3,827 Prozent von 3,763 Prozent am Freitag. Beim Öl verbilligte sich die Sorte Brent aus der Nordsee und die leichte US-Sorte WTI um je rund ein halbes Prozent auf 72,72 beziehungsweise 66,34 Dollar je Barrel (159 Liter). Die Turbulenzen um die Credit Suisse schürten Rezessionsängste, sagten Börsianer. Außerdem müsse wegen der hohen Inflation mit weiteren Zinserhöhungen der US-Notenbank gerechnet werden.

Auf der Suche nach alternativen Anlagen wendeten sich Investoren Bitcoin zu. Die Kryptowährung gewann 4,1 Prozent und war mit 27.944 Dollar so teuer wie zuletzt vor rund neun Monaten. Auch andere Cyber-Devisen wie Ethereum und Ripple lagen im Plus. “Die Kryptowährungen profitieren von der Skepsis im Bankensektor”, sagte Salah Bouhmidi, Markt-Experte beim Onlinebroker IG Europe.

(Bericht von Zuzanna Szymanska und Hakan Ersen, redigiert von Ralf Bode. Bei Rückfragen wenden Sie sich an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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