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Zulieferer sehen Industriestandort Deutschland in Gefahr

Von:
Reuters
Veröffentlicht: Apr 17, 2023, 11:34 GMT+00:00

Frankfurt (Reuters) - Mittelständische Zulieferer der Auto- und Chemieindustrie befürchten wegen hoher Energiekosten und Schwächen in der Infrastruktur eine weitere Erosion des Produktionsstandortes Deutschland.

ARCHIV: Die Skyline von Frankfurt, Deutschland

Frankfurt (Reuters) – Mittelständische Zulieferer der Auto- und Chemieindustrie befürchten wegen hoher Energiekosten und Schwächen in der Infrastruktur eine weitere Erosion des Produktionsstandortes Deutschland.

Strom und Gas seien noch immer zwei- bis dreimal so hoch wie vor dem Ukraine-Krieg, zugleich stiegen Zinsen und Löhne deutlich, erklärte die Arbeitsgemeinschaft Zulieferindustrie (ArGeZ) am Montag am Rande der Hannover-Messe. Ihr gehören rund 9000 vornehmlich mittelständische Firmen mit rund 925.000 Beschäftigten an in der Metall-, Kunststoff und Textilverarbeitung. Die Bundesregierung müsse eine Antwort auf “dramatisch anwachsende Wettbewerbsnachteile” in diesem Umfeld finden. “Sonst sind wir diejenigen mit der klimaneutralen Produktion, wo keiner mehr bestellt”, warnte Michael Weigelt, Geschäftsführer des Kunststoffproduktverbandes Tecpart.

An der Automobilproduktion als wichtigstem Abnehmer der Zulieferer sei eine schleichende Deindustrialisierung zu erkennen, erklärte ArGeZ-Sprecher Christian Vietmeyer, der zugleich den Wirtschaftsverband Stahl- und Metallverarbeitung leitet. Vor zehn Jahren seien in Deutschland noch mehr als 5,6 Millionen Autos und Transporter hergestellt worden, zuletzt nur noch 3,6 Millionen. Die Produktion der deutschen Autobauer im Ausland sei zugleich auf zehn Millionen Fahrzeuge gestiegen. “Da ist klar erkennbar, wie Wertschöpfung abwandert, wie der Automobilsektor schleichend deindustrialisiert wird und wir als Mittelständler nicht immer in der Lage sind, mitzugehen.” Früher seien nur ausentwickelte Massenteile wegen geringerer Lohnkosten in Osteuropa produziert worden, jetzt forderten die Autobauer die Ansiedlung zukunftsträchtiger neuer Teile, erklärte Vietmeyer. “Die Kundschaft verlangt zunehmend, außerhalb von Deutschland zu produzieren.”

Die hohen Investitionen von BASF in China seien ein weiteres Beispiel dafür, dass die Lieferkette in Deutschland geschwächt werde, ergänzte Weigelt. Die USA, die mit hohen Subventionen des Inflationary Reduction Act den Klimaschutz vorantreiben, seien ein interessanter Investitionsstandort mit niedrigeren Energiekosten. “Es ist zu erwarten, dass in Zukunft Kunden verlangen: Produziert bitte in den USA”, sagte Vietmeyer.

(Bericht von Ilona Wissenbach, redigiert von Kerstin Dörr. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an die Redaktionsleitung unter frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com)

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