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IWF – Erholung der Weltwirtschaft verliert etwas an Kraft

Von:
Reuters
Aktualisiert: Oct 12, 2021, 15:09 UTC

Washington/Berlin (Reuters) - Die Erholung der Weltwirtschaft von der Coronavirus-Krise setzt sich zwar fort, verliert aber etwas an Kraft.

Das Logo des Internationalen Währungsfonds (IWF) vor dem Hauptgebäude,

Washington/Berlin (Reuters) – Trotz akuter Engpässen bei wichtigen Produkten wie Halbleitern rechnet der Internationale Währungsfonds (IWF) weiter mit einer kräftigen Erholung der Weltwirtschaft von der Corona-Krise.

Das globale Bruttoinlandsprodukt werde in diesem Jahr um 5,9 Prozent wachsen, hieß es in dem am Dienstag veröffentlichten Ausblick, mit dem die IWF-Herbsttagung eingeläutet wurde. Im Juli waren die IWF-Ökonomen mit 6,0 Prozent noch einen Tick optimistischer. Für 2022 rechnen sie weiter mit einem Wachstum von 4,9 Prozent. “Insgesamt haben sich die Risiken für die wirtschaftlichen Perspektiven erhöht”, sagte Chefvolkswirtin Gita Gopinath. Als Beispiele nannte sie Lieferkettenprobleme und die anziehende Inflation. In vielen Entwicklungsländern verhindere die Pandemie eine Rückkehr zur Normalität. Der Ausblick für ärmere Staaten sei deutlich düsterer geworden.

Der IWF warnte erneut vor riesigen Unterschieden bei der Erholung der Konjunktur. Das liege vor allem am Impffortschritt und den Staatshilfen für Unternehmen und Haushalte. In reicheren Ländern seien bereits knapp 60 Prozent der Bevölkerung vollständig gegen Covid geimpft, in ärmeren Staaten dagegen erst vier Prozent. Priorität müsse deswegen haben, Corona-Mutationen zu verhindern und Impfstoff in alle Länder zu bringen.

Im Corona-Jahr 2020 war die Weltwirtschaft um 3,1 Prozent geschrumpft. Für 2021 werden vor allem die Perspektiven für die USA, aber auch Deutschland, Spanien und Japan nicht mehr so rosig eingeschätzt. Lieferengpässe – etwa bei Halbleitern – sind dabei in den USA und Deutschland ein wichtiger Grund, in Japan wirkt sich der monatelange Ausnahmezustand in Folge von Corona-Rekordinfektionen negativ aus. Nach 2022 geht der IWF wieder von normaleren Wachstumsraten aus – mittelfristig etwa 3,3 Prozent.

Für die USA rechnet der IWF 2021 noch mit einem Wachstum von 6,0 Prozent, ein ganzer Punkt weniger als bisher. 2022 dürfte es ein Plus von 5,2 Prozent geben. Für Deutschland gehen die Experten von Zuwächsen von 3,1 und 4,6 Prozent aus. Damit wurde die Prognose für dieses Jahr um 0,5 Punkte gesenkt, für 2022 aber um diese Größenordnung erhöht. Die Erholung verschiebt sich also stärker in das nächste Jahr. China bleibt ein Zugpferd der Weltwirtschaft. Hier werden Wachstumsraten von 8,0 Prozent in diesem Jahr und 5,6 Prozent im nächsten Jahr erwartet – in beiden Fällen ein Tick weniger als im Juli geschätzt.

NEUES PROBLEM: INFLATION

Die zuletzt deutlich angezogenen Teuerungsraten gehen laut IWF auf mehrere Faktoren zurück. Beispielsweise sind durch die Pandemie Angebot und Nachfrage in vielen Branchen nicht mehr im Gleichgewicht, Rohstoffpreise und Energiekosten ziehen teils sprunghaft an, außerdem sind in der Corona-Krise Sonderfaktoren wie in Deutschland die zwischenzeitlich gesenkte Mehrwertsteuer mittlerweile ausgelaufen. Ärmere Staaten spüren vor allem die deutlich höheren Lebensmittelpreise – sie sind seit Ausbruch der Pandemie um rund 40 Prozent gestiegen. Prognosen zur Inflation seien schwierig, so der IWF. Ende des Jahres sollte aber für die meisten Länder der Höhepunkt erreicht sein. Mitte 2022 sollten wieder Niveaus erreicht werden, die vor der Corona-Krise üblich waren. In einigen Schwellen- und Entwicklungsländern dürfte der Preisdruck allerdings auch nächstes Jahr hoch bleiben.

Für Europa prognostiziert der IWF 2021 einen Zuwachs der Verbraucherpreise um 4,2 Prozent, 2022 noch um 3,6 Prozent. Zum Vergleich: Im Corona-Jahr 2020 gab es in den großen EU-Ländern kaum Inflation. Die Europäische Zentralbank strebt etwa zwei Prozent als idealen Wert für die Wirtschaft an.

Die Risiken für die Finanzstabilität hält der Fonds trotz Pandemie für weiterhin unter Kontrolle. Das gelte vor allem für Industriestaaten, wo sich die Finanzierungsbedingungen entspannt hätten, in Schwellenländern sei die Lage dagegen schwieriger, hieß es im ebenfalls veröffentlichten Finanzstabilitätsbericht. Die lockere Geld- und Finanzpolitik vieler Länder sowie zuletzt auch die Erholung der Konjunktur sorgten dafür, dass die Risiken nicht durchschlagen würden. An den Märkten seien aber manche Bewertungen von Anlagen ausgereizt, Aktien zum Beispiel und auch Immobilien.

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