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Ifo-Index steigt – “Deutsche Wirtschaft sendet Hoffnungssignale”

Von:
Reuters
Aktualisiert: Nov 24, 2022, 13:36 GMT+00:00

Berlin (Reuters) - Die Stimmung in den Chefetagen deutscher Firmen hat sich im November überraschend deutlich aufgehellt.

ARCHIV: Die Skyline des westlichen Stadtzentrums mit der Gedächtniskirche in Berlin

(neu: Lindner, Chemieverband)

– von Reinhard Becker und Rene Wagner und Christian Kraemer

Berlin (Reuters) – Angesichts randvoller Gasspeicher und abnehmender Lieferengpässe stellt sich die deutsche Wirtschaft auf eine eher milde Winter-Rezession ein.

Dies lässt sich am Ifo-Geschäftsklimaindex ablesen, der im November überraschend deutlich um 1,8 Punkte auf 86,3 Zähler anstieg. Das am Donnerstag veröffentlichte Barometer des Münchner Ifo-Instituts gilt als ein recht verlässlicher Gradmesser für die Konjunkturentwicklung. Mit den laufenden Geschäften waren die Unternehmen zwar weniger zufrieden, der Pessimismus mit Blick auf die kommenden Monate ließ aber merklich nach. “Die Rezession dürfte weniger tief ausfallen als viele erwartet haben”, sagte Ifo-Präsident Clemens Fuest.

Bundesfinanzminister Christian Lindner sagte in einer ersten Reaktion, es sei “vorsichtiger Optimismus” angebracht. Doch wisse man nicht genau, wie es 2023 wirtschaftlich weitergehe: “Deshalb gibt es keinen Grund für Entwarnung”, sagte der FDP-Chef dem Fernsehsender Welt.

Nach einer Revision des Oktoberwerts hat sich das Ifo-Geschäftsklima nunmehr bereits den zweiten Monat in Folge aufgehellt. “Die deutsche Wirtschaft sendet Hoffnungssignale aus. Sie schlägt sich besser als erwartet”, sagte Ifo-Experte Klaus Wohlrabe der Nachrichtenagentur Reuters. Zur aufgehellten Stimmung im Handel fügte er hinzu: “Die staatlichen Hilfen könnten hier Wirkung zeigen.” Der Experte bezog sich dabei auch auf die Gaspreisbremse, mit der die Haushalte bei den Energiekosten entlastet werden sollen.

CHEMIEINDUSTRIE SCHLÄGT ALARM

Die deutsche Chemiebranche hält die Preisbremsen auf Strom und Gas in der geplanten Form der Bundesregierung allerdings nicht für ausreichend, um energieintensive Betriebe zu retten. Die Fördergrenzen seien für größere Industriefirmen zu gering, außerdem gebe es einen hohen bürokratischen Aufwand und einen Zwang zu hohen Rückstellungen, sagte der Hauptgeschäftsführer des Chemieverbands VCI, Wolfgang Große Entrup. “Gewaltige Strukturbrüche in Deutschlands Industrielandschaft können nur mit einer Rettung der besonders energieintensiven Grundstoffindustrie verhindert werden.” Sollte die Unterstützung bei der Chemiebranche nicht ankommen, könne die Regierung ihr Ziel nicht erreichen, Strukturbrüche zu verhindern.

Wie der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) jüngst konstatierte, stellt sich angesichts der Energiekrise die Frage nach der Wettbewerbsfähigkeit. Die Unternehmen zahlten hierzulande drei Mal so viel für Strom wie im Nachbarland Frankreich und sogar fünf Mal so viel wie in den USA. In der chemischen Industrie sieht sich laut Umfrage mehr als jeder vierte Betrieb zu Drosselungen gezwungen.

Der deutliche Anstieg des Ifo-Geschäftsklimas zeigt nach Ansicht von Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer allerdings, dass die Unternehmen eine gewisse Verbesserung der konjunkturellen Rahmenbedingungen erkennen. So sei etwa das Risiko einer Gasrationierung in den zurückliegenden Wochen deutlich gesunken: “Ich erwarte unverändert eine Rezession, mehr denn je aber keinen wirtschaftlichen Kollaps.”

Der deutliche Anstieg der Geschäftserwartungen zeugt laut KfW-Chefvolkswirtin Fritzi Köhler-Geib davon, dass die Unternehmen nicht mehr “so uferlos pessimistisch” seien. Einbrüche wie in der Finanz- oder Coronakrise seien nur bei einer Gasmangellage wahrscheinlich. “Und an der dürften wir dank voller Speicher und vor allem erheblicher Sparanstrengungen von Unternehmen und Haushalten vorbeikommen.”

(Mitarbeit: Klaus Lauer, redigiert von Ralf Bode. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)

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