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Furcht vor Omikron-Welle – Kommt der nächste Lockdown?

Von:
Reuters
Veröffentlicht: Dec 20, 2021, 10:37 UTC

- von Patricia Weiss und Ralf Bode Berlin/Frankfurt (Reuters) - Angesichts der rasanten Ausbreitung der Omikron-Variante steht auch Deutschland vor weiteren Einschränkungen.

ARCHIV: Eine Illustration des Coronavirus der US-Gesundheitsbehörde Centers for Disease Control and Prevention (CDC). Atlanta, Georgia, USA, 29. Januar 2020. Alissa Eckert, MS; Dan Higgins, MAM/CDC/Handout via REUTERS

– von Patricia Weiss und Ralf Bode

Berlin/Frankfurt (Reuters) – Angesichts der rasanten Ausbreitung der Omikron-Variante steht auch Deutschland vor weiteren Einschränkungen.

Eine Überlastung des Gesundheitssystems könne nur durch einen bundesweiten Lockdown für alle verhindert werden, erklärte die Deutsche Gesellschaft für Immunologie am Montag. Am Sonntag hatte Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) das zwar ausgeschlossen – dabei aber nur von der Zeit vor Weihnachten gesprochen. Der Expertenrat der Bundesregierung sprach sich für Kontaktbeschränkungen aus, da Boosterimpfungen allein keine ausreichende Eindämmung bewirkten. Auch in anderen Staaten sind scharfe Einschränkungen Thema: Die mit Corona-Maßnahmen bisher eher zurückhaltenden Niederlande sind bereits im Lockdown. Die Aktienmärkte reagierten mit deutlichen Kursverlusten.

Beschlüsse zu weiteren Einschränkungen werden am Dienstag erwartet, wenn Bund und Länder erneut beraten. Die Richtung dafür stellte Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Hendrik Wüst schon klar: “Die große Silvesterparty kann in diesem Jahr nicht stattfinden”, sagte er in der ARD. Der Grünen-Gesundheitspolitiker Janosch Dahmen hält einen Lockdown für erforderlich. Um diesen werde man wegen der äußerst hohen Übertragbarkeit von Omikron nicht herum kommen. “Ein mögliches Szenario wäre ein gut geplanter Lockdown Anfang Januar”, schrieb er auf Twitter.

Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck sprach sich für ein Nachschärfen der Maßnahmen aus. Mit einem Lockdown, in dem auch Schulen und Kitas geschlossen würden, solle man aber nicht leichtfertig umgehen. “Wenn wir schlau sind, dann machen wir differenzierte Maßnahmen”, sagt der Grünen-Politiker im Deutschlandfunk. “Wenn wir das früh ansetzen und konsequent ansetzen, wenn wir das Tragen von FFP2-Masken konsequent anwenden, dann bleibt uns anderes hoffentlich erspart.” Er gehe davon aus, dass dies Gegenstand der Beratungen sein und für Januar verabredet werde.

Bei dem Austausch von Bund und Ländern soll es neben der Auswertung des Expertenrats um vorbereitende Maßnahmen zum Schutz der kritischen Infrastruktur sowie weitere zum Schutz des Gesundheitssystems vor einer Überlastung gehen. Die deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG) warnte, die fünfte Welle werde Deutschland treffen, noch bevor die aktuell hohe Belegung der Intensivstationen deutlich gesunken sei. “Wir sehen in Großbritannien und Dänemark, dass durch die hohen Infektionszahlen auch deutlich mehr Beschäftigte im Gesundheitswesen coronabedingt ausfallen”, sagte DKG-Chef Gerald Gaß der “Rheinischen Post”.

Der Corona-Expertenrat hatte Handlungsbedarf bereits für die kommenden Tage angemahnt. “Wirksame bundesweit abgestimmte Gegenmaßnahmen zur Kontrolle des Infektionsgeschehens sind vorzubereiten, insbesondere gut geplante und gut kommunizierte Kontaktbeschränkungen”, hieß es in der einstimmig verabschiedeten Stellungnahme. Aktuelle Maßnahmen müssten noch stringenter fortgeführt werden. Parallel solle die Impfkampagne erheblich intensiviert werden. Die Impfungen müssten auch über die Feiertage mit allen verfügbaren Mitteln fortgesetzt und weiter beschleunigt werden.

LAUTERBACH SCHLIESST LOCKDOWN VOR WEIHNACHTEN AUS

Lauterbach hatte am Sonntag einen raschen Lockdown ausgeschlossen. “Nein, einen Lockdown – so wie in den Niederlanden, vor Weihnachten – den werden wir hier nicht haben”, sagte der SPD-Politiker der ARD. Eine fünfte Welle werde kommen, da bereits eine kritische Zahl von Infizierten mit der ansteckenderen Omikron-Variante überschritten worden sei. “Somit lässt sich diese Welle nicht mehr komplett aufhalten. Und der müssen wir begegnen. Das ist ganz klar.”

Zu der Frage, ob möglicherweise flächendeckende Arbeitsausfälle im ganzen Land drohten und damit etwa auch bei Polizisten oder Feuerwehrleuten, sagte Lauterbach: “Wir prüfen tatsächlich, wie wir die sogenannte kritische Infrastruktur schützen können, wenn es zu einer solchen Entwicklung käme.” Es gebe dafür Krisenpläne.

Der Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Immunologie, Carsten Watzl, sagte der “Augsburger Zeitung”, Booster-Impfungen bei Omikron böten weniger Schutz für Geimpfte und gefährdete Personengruppen. “Das würde bedeuten, dass sich viel mehr geimpfte Menschen mit Omikron anstecken könnten.” Eine Überlastung des Gesundheitssystems könne nur durch einen bundesweiten Lockdown für alle verhindert werden.

Die aktuellen Infektionszahlen spiegelten die sich zuspitzende Lage am Montag nur eingeschränkt wider. Das Robert-Koch-Institut (RKI) meldet binnen 24 Stunden 16.086 neue Fälle, 5657 weniger als vor einer Woche. Die bundesweite Sieben-Tage-Inzidenz stieg leicht auf 316,0 von 315,4 am Vortag.

Die Niederlande gingen am Sonntag in einen neuen Lockdown. In Italien erwägt die Regierung neue Maßnahmen zur Eindämmung der Lage über die Feiertage. Großbritannien schloss weitere Beschränkungen vor Weihnachten nicht aus. London hat bereits den Katastrophenfall ausgerufen. Weltweit gingen die Börsen angesichts der Omikron-Sorgen auf Talfahrt. Der Dax rutschte am Montag um rund drei Prozent ab.

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