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Börsen-Talfahrt verlangsamt – Rezessionsangst bleibt

Von:
Reuters
Aktualisiert: Jun 14, 2022, 12:51 UTC

Frankfurt (Reuters) - Nach dem Ausverkauf zum Wochenauftakt wird der Dax Berechnungen von Banken und Brokerhäusern zufolge am Dienstag höher starten.

ARCHIV: DAX-Logo auf dem Handelsparkett der Börse in Franfurt am Main, Deutschland, 29. Dezember 2017. REUTERS/Ralph Orlowski

Frankfurt (Reuters) – Einen Tag vor dem mit Spannung erwarteten Zinsentscheid der US-Notenbank Fed lässt der Verkaufsdruck an Europas Börsen nach.

Ein Stimmungsumschwung sei aber nicht zu beobachten, sagte Analyst Christian Henke vom Brokerhaus IG. “Der Cocktail aus Inflation, Zins- und daraus resultierender Rezessionsangst schmeckt den Anlegern überhaupt nicht. Das bitte Sahnehäubchen ist ein neuerlicher möglicher Lockdown in China.” Dax und EuroStoxx50 fielen am Dienstag um jeweils ein knappes halbes Prozent auf 13.383 beziehungsweise 3488 Punkte, nachdem sie zum Wochenauftakt um etwa 2,5 Prozent abgerutscht waren.

Sorgen bereitete Investoren der anhaltende Anstieg der Inflation. In Deutschland kletterte die Teuerungsrate auf 7,9 Prozent, den höchsten Stand seit rund 50 Jahren. In den USA stieg der Wert zuletzt sogar auf 8,6 Prozent. Eine Lohn/Preis-Spirale sei längst im Gang, sagte Neil Wilson, Chef-Analyst des Online-Brokers Markets.com. “Löhne lassen sich am schwersten bändigen. Daher müssen die Notenbanken nicht nur die Zinsen erhöhen, sondern eine Rezession orchestrieren. Sie versuchen dies so sanft wie möglich, aber man kann sich kaum etwas Schwierigeres vorstellen.”

HALBER ODER DREIVIERTEL PROZENTPUNKT?

An der Börse gilt inzwischen als sicher, dass die Fed am Mittwoch den Leitzins um 0,75 statt der signalisierten 0,5 Prozentpunkte anhebt. “Investoren haben erkannt, dass die Fed nicht mehr den Luxus hat, sich Zeit nehmen zu können”, sagte Analyst Jochen Stanzl vom Online-Broker CMC Markets. Vor diesem Hintergrund hielt sich der Dollar-Index, der den Kurs zu wichtigen Währungen widerspiegelt, mit 105,07 Punkten in Reichweite seines jüngsten 19-1/2-Jahres-Hochs.

Da auch die Europäische Zentralbank (EZB) vor einer Serie von Zinserhöhungen steht, trennten sich Investoren auch von europäischen Staatsanleihen. Dies trieb die Rendite der zehnjährigen Bundestitel auf ein Achteinhalb-Jahres-Hoch von 1,68 Prozent. Da ihre zehnjährigen Pendants noch stärker unter Druck gerieten, erreichte der Renditeabstand (Spread) dieser Papiere den höchsten Stand seit mehr als zwei Jahren.

BITCOIN IM MINUS – ÖLPREIS IM AUFWIND

Verkauft wurden weiter auch Kryptowährungen. Bitcoin und Ethereum brachen zeitweise um mehr als zehn Prozent ein. Mit 20.794 beziehungsweise 1074 Dollar notierten sie so niedrig wie zuletzt vor eineinhalb Jahren. “Angst und Verunsicherung sind riesig”, sagte Portfolio-Manager Thomas Altmann vom Vermögensberater QC Partners. “Alles, was irgendeine Art von Risiko mit sich bringt, wird verkauft.”

An den Rohstoffmärkten stieg dagegen der Preis für die Rohöl-Sorte Brent um 0,7 Prozent auf 123,11 Dollar je Barrel (159 Liter). Der Ausfall russischer Lieferungen könne nicht kompensiert werden, sagte Analyst Jeffrey Halley vom Brokerhaus Oanda. Viele Förderländer investierten zu wenig, um ihre Produktionskapazitäten auszuweiten.

PROGNOSE-SENKUNG SETZT HORNBACH ZU – AIR FRANCE IM SINKFLUG

Am deutschen Aktienmarkt sorgte ein 18-prozentiger Kurssturz von Hornbach für Aufsehen. Weil der Baumarkt-Betreiber seine Gewinnziele für das Gesamtjahr kappte, droht den Papieren der größte Tagesverlust der Firmengeschichte. Wegen des schwierigen Branchenumfelds komme die Prognosesenkung zwar nicht völlig überraschend, schrieb DZ Bank-Analyst Thomas Maul. Allerdings seien die nun kassierten Ziele erst vor etwa vier Wochen veröffentlicht worden.

In Paris drückte eine rund 2,3 Milliarden Euro schwere Kapitalerhöhung Air France-KLM zeitweise gut 13 Prozent ins Minus auf ein Rekordtief von 1,30 Euro. Angesichts der mageren Gewinne der Fluggesellschaft bezweifelten sie, dass das Unternehmen ohne weitere Geldspritzen über die Runden kommen werde, kommentierten die Analysten des Brokerhauses Stifel, Nicolaus & Co.

(Bericht von Hakan Ersen, redegiert von Ralf Bode. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com)

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