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Kryptowährungen so überflüssig wie ein Kropf?

Von:
Ralph Barligea
Aktualisiert: Feb 10, 2022, 11:12 UTC

Sind Bitcoin, Ether und Co. so überflüssig wie ein Kropf? Damit, dass Kryptowährungen überflüssig seien wie Krebsgeschwüre hat kürzlich

Kryptowährungen

Sind Bitcoin, Ether und Co. so überflüssig wie ein Kropf? Damit, dass Kryptowährungen überflüssig seien wie Krebsgeschwüre hat kürzlich Handelsblatt-Redakteur Frank Wiebke die Krypto-Szene provoziert: “Sie wuchern und bringen eher Schaden als Nutzen.” Doch was sagt die Wirtschaftswissenschaft dazu?

Nutzen und Schaden sind subjektive Empfindungen – auch beim Geld

Vermutlich gehören Kritiker von Kryptowährungen nicht unbedingt zur Klasse der neuen Krypto-Millionäre, die sich Immobilien in Tropen-Paradiesen kaufen. Letztere werden den Nutzen von Kryptowährungen kaum verleugnen. Doch im Ernst: Nutzen und Schaden werden von jedem anders, nämlich subjektiv erlebt. Diese heute in jeder Mikroökonomik-Vorlesung für Erst-Semester-Ökonomen subjektivistische Wertlehre ist schon seit Carl Mengers Buch zu den Grundsätzen der Volkswirtschaftslehre im Jahr 1871 bekannt.

Viele Menschen lieben zweifelsohne Kryptowährungen und sind bereit, hohe Preise für sie zu zahlen. Andere sind bereit, sie beim Verkauf von Gütern wie etwa Immobilien anzunehmen. Andere hassen Kryptowährungen. Sie prangern Dinge wie vermeintlich hohen Energieverbrauch oder potenzielle Kriminalität an. Den Wert der Währung erleben sie alle subjektiv. Durch die Summe dieser subjektiven Wertschätzungen entsteht durch Angebot und Nachfrage der Menschen auf dem Markt letztendlich jedoch ein objektiver Tauschwert von Kryptowährungen.

Auch “eingebildete Güter” können zu echtem Geld werden

Dieser objektive Tauschwert etwa des Marktführers Bitcoin – aktuell 42 % Marktanteil unter den Kryptowährungen und 765 Milliarden US-Dollar Gegenwert – hat sich über mittlerweile mehr als ein Jahrzehnt herauskristallisiert. Erst letzten Monat am 3. Januar feierte Bitcoin seinen 13-jährigen Geburtstag. Der Wert des Bitcoins und damit auch seine Akzeptanz und sein Nutzen als Tauschmittel bildet sich durch Angebot und Nachfrage auf dem Markt.

In seinem Regressionstheorem des Geldes erklärte das der Ökonom Ludwig von Mises bereits in seinem 1924 erschienenen Buch “Die Theorie des Geldes und der Umlaufsmittel“. So kann Geld spontan allein auf Grund von Angebot und Nachfrage und seines unmittelbar praktischen Nutzens selbst auf Basis “eingebildeter Güter”, wie Ökonom Carl Menger sie nennt, entstehen. Deren Tauschwert aus der Vergangenheit wird einfach für die Zukunft angenommen, schaukelt sich hoch und stabilisiert sich irgendwann. Wer den Langfrist-Chart des Bitcoins seit seiner Entstehung betrachtet, kann diese Realität erkennen.

Bitcoinchart

Objektive technische Geldeigenschaften fehlen dem Bitcoin nicht

Aber auch objektive technische Geldeigenschaften fehlen dem Bitcoin nicht. Die Knappheit mit einer technischen Begrenzung auf nicht mehr als 21 Millionen Stück ist bei ihm besser als bei beliebig vermehrbaren, inflationären staatlichen Währungen wie dem Euro (etwa Verzwölffachung der Zentrantralbankgeldmenge seit Einführung) gegeben. Und anders als beim Gold, von dem jedes Jahr neues geschürft wird und hinzukommt, gibt es beim Bitcoin sogar ein mathematisch garantiertes exakt definiertes Limit.

Und im Gegensatz zum einstigen Weltgeld Gold, das Zentralbanken ehrfürchtig zu ihrer eigenen Absicherung bis heute halten, das zwar ebenfalls knapp ist, lässt sich Bitcoin viel leichter international transferieren. Durch Innovationen wie das Lightning-Netzwerk steigt die Transferierbarkeit ins Unermessliche. Die Transaktions- und Energiekosten sinken durch Innovationen wie das Lighting-Netzwerk auf nahezu Null.

Echtzeitüberweisungen mit Lichtgeschwindigkeit über die Glasfaserkabel des Internets sind möglich. Das ist billiger und schneller nicht nur als die Verfrachtung von Gold, sondern auch als herkömmliche Banktransaktionen. Gerade im internationalen Kontext, wo herkömmliche Banküberweisungen mit hohen Gebühren von bis zu 10 Prozent und Wartezeiten von Tagen bis Wochen, manchmal Monaten versagen, ist das ein riesiger Vorteil.

Fazit:

Kryptowährungen im Wettbewerb zu staatlichen Währungen und Gold” füllen durch die bessere Knappheit und Transferierbarkeit gegenüber Gold und staatlichen Währungen ganz objektiv betrachtet eine Marktnische. Am Ende entscheiden die Menschen jedoch durch das Zusammenspiel ihrer subjektiven Einzelentscheidungen auf dem Markt, was sich als das allgemein akzeptierte Tauschmittel durchsetzt. Dies kann in Zukunft durchaus Bitcoin sein. Die hier betrachteten Indizien sprechen bei einer qualitativen Analyse dieses Geldes dafür.

Hinweis:

Neben Transferierbarkeit und Knappheit, werden auch andere technische Geldeigenschaften wie Inkommensurabilität, Teilbarkeit, Haltbarkeit, Homogenität, Fälschungssicherheit, Privatsphäre, Transparenz und Authentifizierbarkeit durch Kryptowährungen wie Bitcoin oder Ether gut erfüllt. In einem kommenden Artikel auf FX Empire zeigen wir Ihnen warum.

 

Über den Autor

Ralph hat seinen Abschluss an der Universität Passau in Betriebswirtschaft und Wirtschaftswissenschaften mit Masterarbeit in Wirtschaftsinformatik gemacht. Während seines Studiums entwickelte sich seine Leidenschaft für Geldtheorie und Kryptowährungen.

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