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Großbritannien: Steuersenkung

Von:
Emre Sentürk
Veröffentlicht: Mar 24, 2022, 15:07 GMT+00:00

Es hört sich surreal, wie aus einer anderen Welt, aber es ist wahr. Großbritannien senkt die Steuern.

Britische Flagge

In diesem Artikel:

Hierzulande kann man trotz merkbarer Belastung noch davon träumen, dass es hier zur Senkung der Steuern kommt, auch wenn die Regierung ja aus Parteien besteht, die im Vorfeld ja zumindest für bestimmte Gruppen Steuersenkungen vorgesehen hatten.

Naja, jedenfalls gab der britische Finanzminister, Rishi Sunak, gestern einen Plan bekannt, der Steuerentlastungen von insgesamt 6 Milliarden britischen Pfund für Arbeiter beinhaltet. Zudem soll die Mineralölsteuer gesenkt werden. Auch perspektivisch gab Herr Sunak zu verstehen, dass langfristig auch die Einkommensteuer gesenkt wird.

Die Maßnahmen sind die umfangreichsten Steuerentlastungen seit rund 25 Jahren, so Sunak. Dies ist aber gar nicht mal so unverhältnismäßig, wenn man bedenkt, dass die Regierung von einer Inflation von über 8.7% ausgeht – so hoch, wie in 40 Jahren nicht mehr. Besonders unter Druck sind zwar Energie- und Tankpreise, aber auch Lebensmittel und Elektrogeräte werden merkbar teurer.

Angetrieben ist dies in Großbritannien hauptsächlich durch eine Arbeitnehmerknappheit. Durch die stark nachfrageorientierte Wirtschaftspolitik in der Pandemie, kamen die Unternehmen nicht mehr hinterher, die Nachfrage zu stillen. Da dies global so war, entwickelten sich zusätzlich noch Lieferengpässe, die die Logistikpreise zum Teil verzehnfachen ließen.

Mit dem Brexit wurde es auch auf einmal schwieriger ausländische Arbeitnehmer zu finden. Deshalb wurden hierzu sogar neue Regelungen eingeführt, die es ausländischen Arbeitskräften ohne festen Wohnsitz in Großbritannien dort zu arbeiten. Dennoch konnte der Markt dieses Ungleichgewicht nur durch höhere Preise ausbalancieren.

Dies bleibt natürlich an den Bürgern hängen, die mit gleichem Geld mehr zu zahlen haben. Dieses Jahr sollen die Löhne und Gehälter um durchschnittlich 3% angehoben werden, was die höchste Zunahme in über 10 Jahren ist. Allerdings muss man kein Mathematiker sein, um zu sehen, dass bei fast 9% Inflation auch mit einer solchen Erhöhung die Rechnung nicht aufgeht.

Herr Rishi Sunak hat dies erkannt und ein sehr großzügiges Paket geschnürt, und selbst das könnte nicht die gewünschte Entlastung bringen.

Unter anderem wurden die Untergrenzen für die Versicherung angehoben, eine Einkommenssteuersenkung für 2024 angekündigt, eine 5-Pence Kürzung pro Liter Treibstoff eingeführt, die Mehrwertsteuer für den Verkauf von energieeffizienten Elementen (Solarpanele, Isolation, Wärmepumpen etc.) gestrichen, ein 1-Milliarde-Pfund Programm für Briten in Armut ins Leben gerufen und eine Regelung zur Steuerrückzahlung von Kleinunternehmen auf 5000 Pfund hochgesetzt.

Natürlich dürften diese Entlastungen nur moderate makroökonomische Effekte haben. Moralisch jedoch denke ich, dass sich die Bevölkerung hierauf freut, da es im schlimmsten Fall als symbolischer Akt gesehen werden könnte. Einzig Großunternehmen wurden erstmal nicht entlastet, aber auch hier versprach Herr Sunak, dass im Herbst hier Investitionen geringer besteuert werden sollen.

Verkneifen kann man sich bei diesen Nachrichten den Wunsch nicht, dass ähnlich großzügige Maßnahmen auch hierzulande eingeführt werden sollen. Naja, man darf ja zumindest noch träumen.

 

Über den Autor

Emre Sentürkcontributor

Emre Şentürk ist Head of Writing & Updates der Hopf-Klinkmüller Capital Management GmbH & Co KG (kurz: HKCM). Die HKCM ermittelt durch ein eigens entwickeltes Berechnungssystem hochpräzise Kurszielberechnungen mit einer Trefferwahrscheinlichkeit von 72% auf die benannten Tradingbereiche.

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