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Institute – Gefahr einer Gaslücke seit April deutlich verringert

Von:
Reuters
Veröffentlicht: Jun 28, 2022, 07:07 UTC

Berlin (Reuters) - Die Gefahr einer Versorgungslücke mit Erdgas im Falle ausbleibender russischer Lieferungen hat führenden Instituten zufolge abgenommen.

ARCHIV: Gesamtansicht eines Gasspeichers in der Nähe der norddeutschen Stadt Rehden, Deutschland, 7. Januar 2009. REUTERS/Christian Charisius

Berlin (Reuters) – Die Gefahr einer Versorgungslücke mit Erdgas im Falle ausbleibender russischer Lieferungen hat führenden Instituten zufolge abgenommen.

Grund dafür ist, dass zwischenzeitlich mehr Gas nach Deutschland geströmt ist und gespeichert wurde, wie eine am Dienstag veröffentlichte Simulationsrechnung ergab. “Waren die deutschen Gasspeicher im vergangenen April nur zu 30 Prozent gefüllt, so hat der Füllstand zuletzt 58 Prozent erreicht”, so das Kieler Institut für Weltwirtschaft (IfW), das Münchner Ifo-Institut, das Essener RWI und das IWH Halle.

Dennoch sei die Versorgung der Industrie bei einem sofortigen Lieferstopp nicht in jedem Fall gesichert. So ergebe sich mit einer Wahrscheinlichkeit von 20 Prozent im kommenden Jahr eine Gaslücke von mindestens 23,8 Terawattstunden (TWh) – “im sehr unwahrscheinlichen schlechtesten Fall fehlen sogar fast 160 TWh”. Durch den daraus resultierenden Produktionsausfall in den gasintensiven Industrien und ihren unmittelbaren Abnehmern käme zu einem Wertschöpfungsverlust von rund 46 Milliarden Euro, der im schlimmsten Fall auf 283 Milliarden Euro steigen könnte. Das entspricht 1,6 bzw. 9,9 Prozent der deutschen Wirtschaftsleistung von 2021.

“Die gesamtwirtschaftlichen Einbußen dürften noch deutlich größer ausfallen, da die unmittelbaren Effekte noch konjunkturell verstärkt würden”, warnen die Ökonomen. “Außerdem würden den Haushalten infolge höherer Energiepreise Kaufkraft entzogen.” In einer Analyse im April hatten die Institute den gesamtwirtschaftlichen Effekt gut dreimal so hoch eingeschätzt wie jenen auf unmittelbar betroffene Industrien.

Entwarnung geben die jetzt berechneten Simulationen allerdings für Szenarien, in denen die derzeit auf 40 Prozent gedrosselten russischen Lieferungen fortgesetzt werden. “Dann droht auch bei ungünstigen Konstellationen kein Gasengpass für die Industrie”, so die Institute. Ende 2023 wären die Gasspeicher dann nur zu 14,1 Prozent gefüllt, nach 60,6 Prozent im Dezember 2022. “Damit wäre die deutsche Wirtschaft im Jahr 2024 deutlich schlechter mit Gas versorgt”, so die Institute. “Allerdings dürften dann auch weitere Lieferquellen in Reichweite kommen, die in der Simulation noch nicht berücksichtigt sind.”

Die Politik sollte auf marktwirtschaftliche Instrumente setzen, um die Anpassung an den Energieschock effizient zu gestalten, empfehlen die Institute. Dazu sei es erforderlich, die gestiegenen Beschaffungskosten für Energieträger zeitnah an die Verbraucher weiterzugeben. “Denn dann sinkt der Energieverbrauch, und die günstigeren Konstellationen der Gasverfügbarkeit werden wahrscheinlicher.” Da höhere Preise bereits einen starken Anreiz für die Einsparung von Energie lieferten, seien zusätzliche staatliche Prämien dafür nicht notwendig. Stattdessen sollten bedürftige Haushalte durch gezielte Transfers unterstützt werden.

(Bericht von Rene Wagner, redigiert von Elke Ahlswede. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)

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