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EZB-Chefvolkswirt – Straffungskurs entfaltet Wirkung erst nach einiger Zeit

Von:
Reuters
Veröffentlicht: Dec 2, 2022, 06:36 UTC

Frankfurt (Reuters) - Laut EZB-Chefvolkswirt Philip Lane dauert es einige Zeit, bis der eingeleitete Zinserhöhungskurs der Währungshüter in der Wirtschaft seine volle Wirkung entfaltet.

ARCHIV: EZB-Chefvolkswirt Philip Lane bei einer Veranstaltung von Reuters Newsmaker in New York

Frankfurt (Reuters) – Laut EZB-Chefvolkswirt Philip Lane dauert es einige Zeit, bis der eingeleitete Zinserhöhungskurs der Währungshüter in der Wirtschaft seine volle Wirkung entfaltet.

Der Anleihenmarkt reagiere relativ schnell, erläuterte Lane am Donnerstag bei einer Präsentation in Florenz. “Es gibt im Kern sehr schnell eine Eins-zu-Eins-Reaktion im Anleihemarkt”. Bei den Kreditzinsen der Banken dauere es dagegen ein Jahr. In drei Monaten spiegele sich etwa die Hälfte eines geldpolitischen Schrittes in den Kreditzinsen wider, in sechs Monaten etwa 80 Prozent. Etwa ein Jahr brauche es, bis dort der Schritt komplett angekommen sei.

“Wir dürfen nicht erwarten, dass die Geldpolitik sich sofort auf die Finanzierungsbedingungen auswirkt”, sagte der Chefvolkswirt. Die Geldpolitik bewirke aber, dass sich mit der Zeit die Finanzierungsbedingen hinreichend verschärfen, die Nachfrage gedämpft werde und sich der Preisdruck abschwäche. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte im Kampf gegen die hohe Inflation im Juli die Zinswende eingeleitet und die Schlüsselsätze seitdem in drei Schritten um insgesamt zwei Prozentpunkte angehoben. Der Einlagensatz, den Banken für das Parken überschüssiger Gelder bei der Notenbank bekommen, liegt damit inzwischen bei 1,5 Prozent. Dieser an den Finanzmärkten aktuell maßgebliche Zinssatz hatte im Juni noch bei minus 0,50 Prozent gelegen.

“Wir sehen Bewegung bei den Kreditzinsen der Banken, aber es wird noch mehr kommen”, sagte Lane. Es werde einige Zeit benötigen, die Geldpolitik zu normalisieren. Lane wies zugleich aber auch darauf hin, dass die Realzinsen im Euro-Raum, in denen die Inflation berücksichtigt wird, bereits ziemlich deutlich gestiegen seien. Die für die Realwirtschaft bedeutsamen Realzinsen hätten bereits um 200 bis 250 Basispunkte zugelegt. “Ich sage nicht unbedingt, dass dies alles ist was getan werden muss,” merkte er an. Aber die Realzinsen hätten sich bei den relevanten Zeithorizonten schon ziemlich viel bewegt.

(Bericht von Frank Siebelt; Redigiert von Scot W. Stevenson; Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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