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Arbeitslosigkeit sinkt – Corona belastet Ausbildungsmarkt

Von:
Reuters
Aktualisiert: Oct 28, 2021, 12:36 UTC

Nürnberg/Berlin (Reuters) - Weniger Arbeitslose und mehr Beschäftigte - aber auch Fachkräftemangel und der Ausbildungsmarkt als Sorgenkind: Der Jobmarkt in Deutschland sorgt derzeit für viel Licht, aber mittelfristig auch für Schatten.

Das Logo der Bundesagentur für Arbeit an der gemeinsamen

Dank der üblichen Herbstbelebung sank die Zahl der Arbeitslosen im Oktober auf 2,377 Millionen, wie die Bundesagentur für Arbeit (BA) am Donnerstag in Nürnberg mitteilte. Dies waren 88.000 weniger als im September und 383.000 weniger als vor einem Jahr. Arbeitslosigkeit und Unterbeschäftigung fielen kräftig, während Beschäftigung und Nachfrage der Firmen nach neuem Personal zulegten. “Die Folgen der Corona-Krise auf dem Arbeitsmarkt sind zwar noch sichtbar, werden aber kleiner”, sagte BA-Chef Detlef Scheele. Zugleich gehe die Zahl der Kurzarbeiter weiter zurück.

Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) zeigte sich erfreut über den Anstieg der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung auf knapp 34 Millionen Menschen. “Das ist der höchste Wert seit der Wiedervereinigung.” Ziel sozialer Arbeitsmarktpolitik müsse weiter sein, den gut eine Million Langzeitarbeitslosen eine echte Perspektive durch Wiedereingliederung in den Jobmarkt zu bieten.

Die Zahl der Erwerbstätigen kletterte im September binnen Jahresfrist um 239.000 oder 0,5 Prozent und damit so stark wie zuletzt im Februar 2020 unmittelbar vor Beginn der Corona-Krise. Insgesamt waren 45,1 Millionen Personen mit Wohnort in Deutschland erwerbstätig. Die Arbeitslosenquote fiel in diesem Monat um 0,2 Punkte auf 5,2 Prozent. Rechnet man die jahreszeitlichen Schwankungen heraus, sank die Zahl der Erwerbslosen saisonbereinigt um 39.000 zum Vormonat und damit doppelt so stark wie von Ökonomen erwartet. Zudem gab es im August nur noch 760.000 Kurzarbeitende. Zum Vergleich: Der Rekordwert im Zuge der Corona-Pandemie lag im April 2020 bei knapp sechs Millionen.

“Der Arbeitsmarkt zeigt sich bisher resistent gegen die Produktionsrückgänge in der Industrie und der Bauwirtschaft”, sagte die Chefvolkswirtin der Förderbank KfW, Fritzi Köhler-Geib. Sollten sich die Lieferengpässen wichtiger Vorprodukte bis zum Jahreswechsel noch entspannen, “könnte die Arbeitslosigkeit im kommenden Winter zumindest saisonbereinigt weiter sinken”.

CORONA-FOLGEN PRÄGEN AUSBILDUNGSMARKT IMMER NOCH

Die Bundesagentur zog auch Bilanz zum Ausbildungsmarkt 2020/21, der weiter stark von der Corona-Krise geprägt sei. Die Ergebnisse hinkten trotz Aufhellung noch sehr deutlich hinter denen vor der Pandemie hinterher, sagte Scheele. “Wir stehen weiterhin vor großen Herausforderungen.” Von Oktober 2020 bis September 2021 hätten sich 434.000 Bewerberinnen und Bewerber bei den Arbeitsagenturen gemeldet und damit 39.400 weniger als vor einem Jahr. Zugleich fiel die Zahl der betrieblichen Ausbildungsstellen um 18.000 auf 497.000. Vor allem von der Virus-Krise stark betroffene Betriebe aus dem Gastgewerbe oder Friseure boten weniger Lehrstellen an. Insgesamt waren Ende September noch 63.200 unbesetzte Ausbildungsplätze zu vermitteln und damit 3200 mehr als vor Jahresfrist.

Zugleich waren 24.600 Bewerber noch unversorgt. Damit blieben knapp sechs Prozent der Interessenten ohne Ausbildungsstelle oder Alternative wie Schule, Studium, Praktikum oder Job. “Wir müssen alles daransetzen, das Matching von Angebot und Nachfrage voranzubringen”, sagte Arbeitgeberpräsident Rainer Dulger vom BDA. “Eine praxisorientierte Berufsorientierung ist dafür ein Muss.” Probleme, Stellen zu besetzen, hatten laut Bundesagentur Hotels und Gaststätten, Berufe in Lebensmittelherstellung und -verkauf, Gesundheitstechnik sowie der Bau. In einigen Branchen könnte sich die bereits bestehende Suche nach qualifiziertem Personal verschärfen, sagte der BA-Vorstandsvorsitzende. “Die Frage der Fachkräfte ist die Wachstumsbremse in Deutschland.”

Dies spüren auch viele Betriebe, wie der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) zu seiner Umfrage unter 28.000 Unternehmen mitteilte. Man rechne mit einer Erholung, aber nicht mit einem nachhaltigen, investitionsgetriebenen Aufschwung, sagte DIHK-Hauptgeschäftsführer Martin Wansleben. Die  Beschäftigungsabsichten  der Firmen drehten derweil wieder ins Plus. Rund 22 (zuletzt 16) Prozent  der Unternehmen wollen demnach Personal aufbauen, 13 (zuletzt 19) Prozent rechnen mit weniger Beschäftigten. “Dabei ist den Betrieben allerdings bewusst, dass die Einstellung neuer Beschäftigter häufig zur Herausforderung werden kann”, sagte Wansleben.

 

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